Victoria – Seitenwagen Teil 4:
Wehrmacht mit WH-Heer, WL-Luftwaffe, WM-Marine, sowie die Reichswehr:
Es begannen die Kriegsjahre und die volle Konzentration der führenden Motorrad-Produzenten lag im Bereich der Kriegsproduktion. Die zivile Produktion im Transport hat man drastisch eingeschränkt, fast alle Aktivitäten wurden aufgrund von Erlassen und Gesetzen der militärischen Notwendigkeit zugeführt. Die Reichsregierung beauftragte den Oberst Adolf von Schell 1938 die Produktion der Hersteller zu ordnen und zu optimieren. Das war voll auf die Kriegsvorbereitung zugeschnitten. Die Motorrad-Typen der ausgesuchten Hersteller hat man auf ein Minimum begrenzt. Es durften nur noch Motorräder für die Wehrmacht hergestellt werden, zum Verkauf an Privatleute waren Schranken gesetzt und es gab ein regelrechtes Verbot dafür. Im Gegenteil, es gab für private Besitzer eine Abgabe von Motorrädern und Autos, bzw. eine Beschlagnahme dieser Fahrzeuge an die Wehrmacht. Ein mancher Besitzer versteckte sein Fahrzeug oder zerlegte es in Einzelteile um sich so vor einer Herausgabe zu schützen.
Für die Seitenwagen-Maschinen wurden hauptsächlich die schweren 600er Vorkriegs-Bergmeister-Modelle eingesetzt. Die Pionier-Motorräder der 350er Klasse nahm man als Solomaschinen für den Militäreinsatz. Den größten Anteil der Beiwagenmotorräder verschlang wohl das Heer der Wehrmacht. Das Nummernschild mit WH, H steht für Heer ist wie auf den folgenden Bildern zu sehen, wie üblich auf dem vorderen Kotflügel:
Wehrmacht – WH für Heer:
Die Motorräder und Beiwagen wurden in einfachster Variante, ohne jeden Chromanteil und aufwendigen Linien, lediglich mit dunkelgrauer matten Farbe lackiert. Dies ermöglichte eine bessere Tarnung im Einsatz. Einzige Verzierung war das rautenförmige Tankemblem von Victoria. Wie man auf den nächsten Bildern erkennt, hat man auch Abdeckungen für Scheinwerfer eingesetzt:
Am Hinterrad war eine Halterung für Packtaschen vorgesehen, denn Stauraum wurde dringend benötigt wenn so ein Gespann mit drei Mann besetzt war:
Das Postkartenmotiv zeigt, dass die Motorräder mit Lenkertachometer ausgerüstet wurden. Die Geschwindigkeit dürfte nicht die große Rolle gespielt haben, aber die zurück gelegten Kilometer waren doch schon hilfreich in den Gebieten. Denn mit den dazu gehörigen Kartenmaterial konnte man dann abschätzen, wo man sich in etwa befand:
Weitere Aufnahmen der Heeres-Motorräder mit Beiwagen und anderen Fahrzeugen:
Im Vordergrund eine zivile Victoria.
Ziviles Motorrad
Das sieht schon eher wie der Volkssturm aus…
Die schwierigen Einsätze für unsere Victoria-Gespanne:
Wehrmacht WL für Luftwaffe:
Unbekannter Seitenwagen an zivilen Motorrad.
Eine zivile Fahrmeister am Seitenwagen.
Wehrmacht WM für Marine:
Reichswehr für RW:
Vor der offiziellen Einführung der Wehrpflicht in Deutschland im Jahr 1935 waren die Streitkräfte in der sogenannten Reichswehr (RW) gebündelt. Ab 1935 ging dann die Reichswehr in die Wehrmacht über. In der Reichswehr gab es noch keine geordnete Typenwahl von Motorrädern und den dazu gehörigen Seitenwagen. Deshalb sieht auch alles wie ein zusammen gewürfelter Haufen aus, wie die folgenden Bilder belegen: