Was hat denn der Victoria Anbau-Moter FM 38 ab 1946 mit dem Fuchs-Motor aus Hallein in Österreich zu schaffen ? Ja – einiges, aber nun erst mal von vorn berichtet…
Nochmal kurz zur Erfolgsgeschichte des Anbau-Motors FM 38:
Schon zu Kriegszeiten begann der Konstrukteur Albert Roder mit der Entwicklung eines Fahrrad-Einbau-Motors bei der Firma Victoria. Irgendwie hatte man den Riecher, dass nach dem Krieg auch wieder die Mobilität eine große Rolle spielen wird. Schon 1946 kam der erste Nachkriegsmotor auf den deutschen Markt. Der Hubraum wurde bewusst mit nur 38 ccm recht niedrig gehalten, da man noch nicht wusste, wie die Besatzungsmächte in Punkto Hubraum Genehmigungen erteilen werden. Aus den 38 ccm bekam man in der Serie 1 PS Leistung bei ca. 5000 U/min heraus. Die Geschwindigkeit mit 30 km/h war für ein Fahrrad optimal und recht durchzugstark. Der Motor mit seiner im Gehäuse einseitig gelagerten Kurbelwelle trieb über ein Zweigang-Getriebe ein im Hinterrad angebautes Kettenrad an. Eine Spreizringkupplung mit integrierten Leerlauf sorgte für ein komfortables Fahrgefühl. Der schwimmerlose Vergaser war auch ein ziemlich einfaches Bauteil, welches ab und zu bemängelt wurde, dass es nicht richtig funktioniert. Wenn er läuft, dann läuft er, sind meine Erfahrungen.
Rückblick auf den Anfang des FM 38. Das folgenden zwei Bilder zeigen den Prototyp, de noch recht unprofessionell erscheint:
(Bilder Archiv: Verlag Kleine/Vennekate/Reinwald)
Das war die Devise „Bergauf Radfahren ohne zu treten“ erstes Prospekt nach dem Krieg, noch mit Engel und Ehrenkranz.
Der Lieferumfang: Motor, Tank im Gepäckträger. Hier beim ersten Modell mit Auspuff – Ausführung – rundes Blechrohr, nicht verchromt.
Das Haupterkennungsmerkmal der ersten Serie ist der Alu Deckel (kurz-gedrungen) und das Auspuffrohr.
Der Erfolg war nicht zu übersehen!
Originale Bilder:
Auch Die berühmte Heidi Hetzer, Tochter von Siegried Hetzer dem Besitzer der größten Victoria Vertretung in Deutschland bzw. Berlin, fuhr Victoria mit FM 38:
Nun aber zu den Halleiner Fuchs-Modellen:
Auf den ersten Blick könnte man meinen, es sei ein Victoria-Motor FM 38, wenn nicht ein „Fuchs“ den Lima-Deckel zieren würde und ein anderer Vergaser und abgeänderter Auspuff am Motörchen verbaut wäre. Die Chinesen waren 1946 noch nicht mit dem Fotoapparat unterwegs, aber ein gewisser Anton Fuchs, ein ehemaliger Mitarbeiter von Albert Roder im Victoria-Werk hatte mal schnell die Konstruktionspläne mit nach Hallein in Österreich mit genommen. Nun kann sich jeder ausmalen, was dann geschah…
Anton Fuchs gründete in Niederösterreich ein Motoren-Werk und stellte dort den Hilfsmotor „Fuchs FM 40“ her. Der Motor selbst, war mit dem FM 38 von Victoria identisch, nur ein eigener Vergaser befüllte ihn, also der Eingang und der Ausgang (Auspuff) wichen gerade mal vom Ur-Motor ab. Da die Aufträge über Hand nahmen verlagerte Fuchs die Produktion, wie gesagt, nach Hallein in die Nähe von Salzburg. Anton Fuchs hatte Probleme, welcher Art auch immer, und wanderte nach Kanada aus. Die Firma war jetzt unter dem Namen „HMW Halleiner Motorenwerk AG“ eingetragen.
Nach ca. 30 000 verkauften Einheiten kam Victoria auch schon mal dahinter, dass in Österreich ein Plagiat vom FM 38 gefertigt wurde, wahrscheinlich durch die eher schlechten Verkaufszahlen in dieser Region. Es folgten Rechtsstreitigkeiten und HMW musste ein Salär für die verkauften und zu verkaufenden eine Lizenz bezahlen. Nicht „Fuchs“ sondern „Fluchs“ wurde ein neuer Motor kreiert, der nannte sich „FM 40 S“, „S“ wie Salzburg. Der neue Motor unterschied sich im Aussehen im wesentlichen durch einen runden Lima-Deckel, wieder mit dem Fuchs, diesmal in Stahlblech – verchromt:
Nach einem weiteren Umzug des Werks, zurück nach Niederösterreich lief die Produktion nach ca. 20 000 Einheiten aus…
Impressionen eines Fuchs-Gefährtes:
Die Fuchsjagden:
Die Haupt-Szene der Fuchsjagden traf sich am dritten Wochenende im September im MVC Attnang-Puchheim und brachen zu diesen Jagden nicht mit dem Schiessgewehr sondern mit dem Fuchs an Bord auf, um in Gruppen oder einzeln verschiedene Wege zu befahren. Ergo sei anzumerken, die Fahrt, wie auch immer sie endete – sie endete auf jeden Fall immer im Gasthaus…
Die Fotos stammen von unsrem österreichischen Oldtimerfreund Hannes Denzel gestellt für die Zeitschrift „Fahrrad & Moped“, welche leider nicht mehr erscheint…
Die „Füchse“ auf abseitsenen Wegen…
Noch drei Bilder:
Auf der rechten Seite hat sich ein Keilriemen-Rex eingemogelt…
Die „Foxinette“ – aber mit „Fuchs-Motor“…
Unter heutigen Gesichtspunkten ist der „Fuchs-Motor“ noch wesentlich seltener als der deutsche FM 38 und damit ein begehrtes Sammel-Objekt…