Nun ja, Wanderer wurde ein Jahr früher gegründet, also 1885 und Victoria dann 1886… Die Firmengründer waren die Herren Johann Baptist Winkelhofer und Richard Adolf Jaenicke. Bei Victoria waren auch zwei Herren zu Gange, nämlich Max Frankenburger und Max Ottenstein. Beide Firmen beschäftigten sich mit dem Bau von Hochrädern und dann Fahrrädern und deren Reparaturen. Oftmals werden auch die Firmen-Embleme von nicht so sachkundigen Menschen verwechselt, nämlich das „VW“ und das „WW“…
Das Firmenlogo der „Wanderer-Werke“:
Der Firmensitz des „Chemnitzer Veloziped-Depot Winkelhofer & Jaenicke“ war ab 1894 in Schönau bei Chemnitz. Um die Jahrhundertwende war die Firma bereits eines der führenden Unternehmen der Region heran gewachsen. Ebenso wie Victoria hat Wanderer viele eigene Patente in der Fahrradtechnik zu dieser Zeit erarbeitet und erworben.
Der Firmensitz lässt schon erkennen, dass es sich um ein bedeutendes Unternehmen handelt:
Dazu mehr am Ende des Berichtes…
Der Beginn mit Hochrädern:
Originales Hochrad im Museum „Sächsische Fahrzeuge“ Chemnitz.
Einige Räder aus den verschiedenen Epochen:
Zur Jahrhundertwende hat man die Produktion auf Werkzeugmaschinen ausgeweitet um den eigenen Qualitätsansprüchen zu genügen und natürlich die eigene Produktion zu flexibilisieren. Die Maschinen wurden zu einem festen Standbein der Firma und viele andere Firmen bezogen diese von den Wanderer-Werken.
Einige Bilder von Werkzeugmaschinen:
Um die Jahre 1903/1904 begann Wanderer mit der Herstellung von hochwertigen Schreibmaschinen und später wurden auch Rechenmaschinen hergestellt. Die Schreibmaschinen wurden unter der Marke „Continental“ verkauft:
Victoria baute sein erstes Motorrad bereits im Jahr 1901 und Wanderer begann mit der Motorradproduktion im Jahr 1902:
Modell 708, 8-Ventil Motorrad, wohl eines der begehrtesten heutzutage…
Mit der K 500 endete die Motorrad-Produktion um 1930, weil dieses Modell relativ unausgereift auf den Markt kam und im Gegensatz zu den hohen Qualitätsansprüchen von Wanderer eher ein Flop war. Die gesamte Motorradproduktion wurde 1929 nach Tschechien an einen Waffenproduzenten Namens Janecek verkauft. Dieser stellt noch heute Motorräder unter der Marke „JAWA“ (Janecek & Wanderer) her.
Wanderer K 500 Einport-Maschine, gab es auch als Doppelport Ausführung.
Wanderer hat den motorisierten Zweiradmarkt nicht ganz verlassen und hat weiterhin Kleinmotorräder vorwiegend mit 74 und 98 Sachs-Motoren bedient:
Wanderer Modell SP 1, 98 ccm von 1936.
Etwa zur gleichen Zeit, wie Victoria, hat Wanderer mit der der Autoproduktion begonnen, sieht mal man von Prototypen der beiden Firmen ab, welche sicherlich noch nicht dem Stand der Technik entsprachen. Von W1 bis W24 in die Vierziger Jahre begann eine regelrechte Erfolgsserie im Automobilbau von der Firma Wanderer:
Im Vordergrund das „Wanderer-Puppchen“ benannt der im gleichen Jahr 1913 uraufgeführten Operette „Puppchen“ von Jean Gilbert.
Das Zweisitzer Auto gab es wie hier als Vorder und Hintersitzer und mit zwei Sitzen nebeneinander.
Herr Winklhofer, ansässig in München, ein Nachfahre des Firmengründers beim Fahrradfest am Deutschen Fahrradmuseum in Bad Brückenau:
Hier ein Wanderer W 8:
Im folgenden Teil wird die frühe Renngeschichte der Wanderer Rennfahrten gezeigt:
Victoria war in der Mandschurei und Wanderer war in Japan…
Der wirtschaftliche Druck zwang im Jahr 1932 die Firma Wanderer zum Zusammenschluss mit den Firmen Horch, Audi und DKW zur sogenannten „Auto-Union“. Victoria erging es ähnlich im Motorradbereich, da waren auch die Firmen DKW und Express mit im Boot – hier war es die sogenannte „Zweirad-Union“.
Ab 1930 beauftragte Wanderer den Konstrukteur Ferdinand Porsche einen Sechszylinder und zwei Achtzylinder – Motoren zu konstruieren. Es kam aber nur zum Sechszylinder Leichtmetall-Motor für den W14 einer 3 Liter-Variante, Baujahr 1931. Unter der Auto-Union kamen in den folgenden Jahren mehrere Modelle auf den Markt mit sehr erfolgreichen Stückzahlen.
Hier ein Prototyp eines W25 mit Sechszylinder Leichtmetallmotor vom Konstrukteur Ferdinand Porsche:
Ministerpräsident von Sachsen, Georg Milbrad, im Juni 2003 zur Augustusburg-Rallye, Fahrer Gert Reiher…
Frau Krenz, Ehefrau von Paul Krenz – Besitzer des W25 zu DDR-Zeiten.
Wie sehen die „Wanderer-Werke“ heute aus ? Oder wie geht es weiter:
Es sind zwar zum Teil erschreckende Bilder, aber das Werk steht noch, im Gegensatz zu den Victoria-Werken, wo alles dem Erdboden gleich gemacht wurde…
Die Gebäude sind in der Hand eines österreichischen Immobilien-Unternehmens. Am Tag des offenen Denkmals waren die Gemäuer zur Besichtigung freigegeben. Es blutete sicher manchen, auch ehemaligen Mitarbeitern, das Herz den Zustand erleben zu müssen. Aber die Dächer sind gesichert und es laufen vorbereitende Maßnahmen zum Baubeginn. eine Sicherheitsfirma gibt acht, das nicht noch mehr Vandalismus und Metallklau geschieht.
Was wird aus den großen Gebäude in der Zukunft ?
Seht selbst:
Man kann nur hoffen, dass das Vorhaben gelingt !!!