In diesem Beitrag wird dem Wirken und Ableben des berühmten Rennfahrers gedacht.
Durch Kühnheit und Akrobatik an die deutsche Spitze.
Miesbacher Rennsport-Idol Toni Babel starb 1936.
Über 80 Jahre ist es her, dass das größte Miesbacher Motorsporttalent tödlich verunglückte. Die außergewöhnlichen Fähigkeiten sind sogar auf dem Grabstein am Miesbacher Waldfriedhof zu lesen: „Toni Babl – Deutschlands bester Seitenwagen-Rennfahrer“. In der Tat war Toni Babl in seiner Zeit Deutschlands Bester. Er hat sich seinen Platz in den Analen des Rennsports gesichert. Im Juni 1936 ging seine außergewöhnliche Rennkariere für immer zu Ende.
Toni Babl entstammte einem alt eingesessenen Miesbacher Bauerngeschlecht vom Harzberg in Bayern. 1906 in Miesbach geboren, lebte er im „Babl Haus“ an der Wallenburger Straße. Er war ein intelligentes lebhaftes Kind und ein guter Schüler. Der gelernte Maschinenschlosser war am Bauhof Reisach (GemeindeWies) bei den Münchner Wasserwerken beschäftigt. Drei Kilometer betrug sein Arbeitsweg. Deswegen durfte er sich sein erstes Motorrad, eine Solomaschine, anschaffen. Gleichzeitig wurde er Mitglied im AMC Miesbach. Mit dem Verein bestritt er lokale Rennen im Ski-Jöring, Grasbahnrennen und Eisrennen auf dem Schliersee. Zum fachsimpeln trafen sich die AMC-Mitglieder im Baderwirt (Miesbach) und im Fischerstüberl (Schliersee). Dabei lernte Babl den gebürtigen Rottacher Toni Nöckl kennen. Eine schicksalfafte Begegnung gerade zur rechten Zeit. Toni Babl hatte sich zu diesem Zeitpunkt bereits eine Victoria KR 6 mit 600 ccm angeschafft und einige Beiwagenfahrer getestet. Doch die stiegen relativ schnell aus, nachdem sie die Erfahrung gemacht hatten, das bei der Babl-Fahrweise das Gespann mehr in der Luft schwebte, als am Boden fuhr. Nicht so der Furchtlose Toni Nöckl, der ins Boot sieg und von dem Babl restlos begeistert war. Von da an hielten die Straßen des Landkreises zum Training her. Bald war ihnen die Victoria nicht mehr schnell genug. Nöckl entdeckte die schnelle Douglas 750ccm in England. Unter enormen Kostenaufwand wurde sie angeschafft und in Einzelteilen angeliefert. Den Zusammenbau besorgten die beiden selbst. Finanzielle Unterstützung gab es von Babls Eltern, die eine gut laufende Zimmerei hatten. Nun zog Toni Nöckl nach Miesbach und die beiden waren täglich zusammen, schraubten, trainierten und verbesserten sich ständig. Das Team sollte nicht lange unbekannt bleiben. 1931 ging der Stern von Toni Babl auf. Es war sein erstes Bergrennen und das ausgerechnet im damaligen Motorrad -Mekka dem legendären Kesselberg. Noch mit seiner Victoria 600 am Start, ist der Miesbacher schneller, als die stärkere 1000er Klasse.
Doch inzwischen ist auch die 750-ccm-Douglas rennfertig. Es folgten siegreiche Rennen mit immer neuen Rekorden in beiden Klassen. Nöckl erwies sich als Akrobat im Seitenwagen und hatte auch in der Folge großen Anteil an den eingefahrenen Siegen.
Wie hart die Männer waren, zeigte sich im Jahr 1931. Bei einem Bergrennen in Thiersee stürzten Babl/Nöckl mit der nagelneuen Douglas. Babl verletzte sich am Arm. Doch lange kein Grund aufzugeben. Der Miesbacher legte den Arm in eine Schlinge, startete seine Victoria und fuhr den Sieg einarmig heraus.
1932 regnete es Erfolge bei nationalen und internationalen Starts. Der Triumpf erfolgte erneut am Kesselberg, wo die gesamte Elite distanziert und geschockt wurde. Mit der Douglas 750 unterboten sie den Rekord um sagenhafte 14 Sekunden. Am 11. September 1932 dann das Unglück in Leitmeritz. Nach einem Bruch der Vorderachse halfen auch die selbstlosen Rettungsversuche von Toni Nöckl nicht mehr. Es kam zum Crash, und Nöckl erlag seinen schweren inneren Verletzungen. Doch der Punktvorsprung reichte aus, und Toni Babl wurde Deutscher Bergmeister 1932 der Beiwagen bis 1000 ccm. Ein Erfolg an dem Toni Nöckl maßgeblich beteiligt war.
Toni Babl überstand den folgenschweren Unfall, bei dem er seinen Partner verloren hatte, schwer verletzt und war aber das gesamte Jahr 1933 außer Gefecht gesetzt. Doch schon 1934 holte er sich zum zweiten Mal den Titel des Bergmeisters. Toni Babl war maßgeblich an Reform der Seitenwagen-Technik ab 1930 beteiligt gewesen. Die rundum geschlossenen Seitenwagen wurden ausgeschnitten und mit Haltegriffen versehen. Dadurch erhielt der Beifahrer mehr Raum und avancierte durch entsprechende Gewichtsverlagerung vom Sozius zum aktiven Fahrer. Im Winter 1935/36 bot die Auto-Union Babl überraschend einen Werksvertag an. Der Miesbacher wurde mit seinem Beifahrer Julius Beer DKW – Werksfahrer – und stieg vom Amateur zum Berufsfahrer auf. Inzwischen hatte sich Toni Babl zum Feldbergrennen im Saarland die Schulter gebrochen, fuhr aber trotzdem noch auf Platz zwei. Für das Jahr 1936 stand der Sieg beim großen Motorrad-Preis in der Schweiz zu Buche, als Babl als Favorit zum Rennen auf dem Nürburgring fuhr. Dort wurde er in einer Rechtskurve aus der Bahn getragen, stürzte über eine Böschung und überschlug sich mehrmals. Gesichtsverletzungen und eine leichte Gehirnerschütterung – lautete die erste Diagnose. Doch Babl erwachte nicht mehr aus seiner Bewusstlosigkeit. Er starb in der Universitätsklinik in Bonn. Das Tragische: Toni Babl wollte zum Ende 1936 ohnehin mit dem Rennsport aufhören. Sein Andenken bleibt bestehen. Die AMC Miesbach richtete insgesamt zehn Gedächtnisrennen für Toni Babl aus, ehe die Grasbahnrennen eingestellt wurden.
Sport-Porträt:
35 Starts, 31 Siege
Toni Babl war ein außergewöhnliches Fahrertalent, das für die Konkurrenz kaum zu schlagen war – egal ob auf Beton , Gras, Eis, Kies, Sand oder Asphalt. In seiner nun fünf Jahre zählenden, aktiven Laufbahn fuhr er 35 große Rennen, 31 mal stand er ganz oben auf dem Podest. Nicht selten trat er dabei als Doppelstarter in den Klassen bis 600 und bis 1000 Kubikzentimeter auf.
Es folge noch einige Bilder von Rennen: