Motorrad – Victoria – KR 6 mit Beiwagen, Rennfahrerlegende Toni Babl 1931 – 1936

In diesem Beitrag wird dem Wirken und Ableben des berühmten Rennfahrers gedacht.

„Toni Babl in Siegerpose“.

Durch Kühnheit und Akrobatik an die deutsche Spitze.

Miesbacher Rennsport-Idol Toni Babel starb 1936.

Über 80 Jahre ist es her, dass das größte Miesbacher Motorsporttalent tödlich verunglückte. Die außergewöhnlichen Fähigkeiten sind sogar auf dem Grabstein am Miesbacher Waldfriedhof zu lesen: „Toni Babl – Deutschlands bester Seitenwagen-Rennfahrer“. In der Tat war Toni Babl in seiner Zeit Deutschlands Bester. Er hat sich seinen Platz in den Analen des Rennsports gesichert. Im Juni 1936 ging seine außergewöhnliche Rennkariere für immer zu Ende.

Toni Babl entstammte einem alt eingesessenen Miesbacher Bauerngeschlecht vom Harzberg in Bayern. 1906 in Miesbach geboren, lebte er im „Babl Haus“ an der Wallenburger Straße. Er war ein intelligentes lebhaftes Kind und ein guter Schüler. Der gelernte Maschinenschlosser war am Bauhof Reisach (GemeindeWies) bei den Münchner Wasserwerken beschäftigt. Drei Kilometer betrug sein Arbeitsweg. Deswegen durfte er sich sein erstes Motorrad, eine Solomaschine, anschaffen. Gleichzeitig wurde er Mitglied im AMC Miesbach. Mit dem Verein bestritt er lokale Rennen im Ski-Jöring, Grasbahnrennen und Eisrennen auf dem Schliersee. Zum fachsimpeln trafen sich die AMC-Mitglieder im Baderwirt (Miesbach) und im Fischerstüberl (Schliersee). Dabei lernte Babl den gebürtigen Rottacher Toni Nöckl kennen. Eine schicksalfafte Begegnung gerade zur rechten Zeit. Toni Babl hatte sich zu diesem Zeitpunkt bereits eine Victoria KR 6 mit 600 ccm angeschafft und einige Beiwagenfahrer getestet. Doch die stiegen relativ schnell aus, nachdem sie die Erfahrung gemacht hatten, das bei der Babl-Fahrweise das Gespann mehr in der Luft schwebte, als am Boden fuhr. Nicht so der Furchtlose Toni Nöckl, der ins Boot sieg und von dem Babl restlos begeistert war. Von da an hielten die Straßen des Landkreises zum Training her. Bald war ihnen die Victoria nicht mehr schnell genug. Nöckl entdeckte die schnelle Douglas 750ccm in England. Unter enormen Kostenaufwand wurde sie angeschafft und in Einzelteilen angeliefert. Den Zusammenbau besorgten die beiden selbst. Finanzielle Unterstützung gab es von Babls Eltern, die eine gut laufende Zimmerei hatten. Nun zog Toni Nöckl nach Miesbach und die beiden waren täglich zusammen, schraubten, trainierten und verbesserten sich ständig. Das Team sollte nicht lange unbekannt bleiben. 1931 ging der Stern von Toni Babl auf. Es war sein erstes Bergrennen und das ausgerechnet im damaligen Motorrad -Mekka dem legendären Kesselberg. Noch mit seiner Victoria 600 am Start, ist der Miesbacher schneller, als die stärkere 1000er Klasse.

Toni Babl – 1931 Sieger auf dem Kesselberg mit Victoria KR 6.


Doch inzwischen ist auch die 750-ccm-Douglas rennfertig. Es folgten siegreiche Rennen mit immer neuen Rekorden in beiden Klassen. Nöckl erwies sich als Akrobat im Seitenwagen und hatte auch in der Folge großen Anteil an den eingefahrenen Siegen.

Wie hart die Männer waren, zeigte sich im Jahr 1931. Bei einem Bergrennen in Thiersee stürzten Babl/Nöckl mit der nagelneuen Douglas. Babl verletzte sich am Arm. Doch lange kein Grund aufzugeben. Der Miesbacher legte den Arm in eine Schlinge, startete seine Victoria und fuhr den Sieg einarmig heraus.

1932 regnete es Erfolge bei nationalen und internationalen Starts. Der Triumpf erfolgte erneut am Kesselberg, wo die gesamte Elite distanziert und geschockt wurde. Mit der Douglas 750 unterboten sie den Rekord um sagenhafte 14 Sekunden. Am 11. September 1932 dann das Unglück in Leitmeritz. Nach einem Bruch der Vorderachse halfen auch die selbstlosen Rettungsversuche von Toni Nöckl nicht mehr. Es kam zum Crash, und Nöckl erlag seinen schweren inneren Verletzungen. Doch der Punktvorsprung reichte aus, und Toni Babl wurde Deutscher Bergmeister 1932 der Beiwagen bis 1000 ccm. Ein Erfolg an dem Toni Nöckl maßgeblich beteiligt war.

Toni Babl überstand den folgenschweren Unfall, bei dem er seinen Partner verloren hatte, schwer verletzt und war aber das gesamte Jahr 1933 außer Gefecht gesetzt. Doch schon 1934 holte er sich zum zweiten Mal den Titel des Bergmeisters. Toni Babl war maßgeblich an Reform der Seitenwagen-Technik ab 1930 beteiligt gewesen. Die rundum geschlossenen Seitenwagen wurden ausgeschnitten und mit Haltegriffen versehen. Dadurch erhielt der Beifahrer mehr Raum und avancierte durch entsprechende Gewichtsverlagerung vom Sozius zum aktiven Fahrer. Im Winter 1935/36 bot die Auto-Union Babl überraschend einen Werksvertag an. Der Miesbacher wurde mit seinem Beifahrer Julius Beer DKW – Werksfahrer – und stieg vom Amateur zum Berufsfahrer auf. Inzwischen hatte sich Toni Babl zum Feldbergrennen im Saarland die Schulter gebrochen, fuhr aber trotzdem noch auf Platz zwei. Für das Jahr 1936 stand der Sieg beim großen Motorrad-Preis in der Schweiz zu Buche, als Babl als Favorit zum Rennen auf dem Nürburgring fuhr. Dort wurde er in einer Rechtskurve aus der Bahn getragen, stürzte über eine Böschung und überschlug sich mehrmals. Gesichtsverletzungen und eine leichte Gehirnerschütterung – lautete die erste Diagnose. Doch Babl erwachte nicht mehr aus seiner Bewusstlosigkeit. Er starb in der Universitätsklinik in Bonn. Das Tragische: Toni Babl wollte zum Ende 1936 ohnehin mit dem Rennsport aufhören. Sein Andenken bleibt bestehen. Die AMC Miesbach richtete insgesamt zehn Gedächtnisrennen für Toni Babl aus, ehe die Grasbahnrennen eingestellt wurden.

Sport-Porträt:

35 Starts, 31 Siege

Toni Babl war ein außergewöhnliches Fahrertalent, das für die Konkurrenz kaum zu schlagen war – egal ob auf Beton , Gras, Eis, Kies, Sand oder Asphalt. In seiner nun fünf Jahre zählenden, aktiven Laufbahn fuhr er 35 große Rennen, 31 mal stand er ganz oben auf dem Podest. Nicht selten trat er dabei als Doppelstarter in den Klassen bis 600 und bis 1000 Kubikzentimeter auf.

Toni Babl – Höhepunkt mit 31 Siegen in gerade Mal 5 Jahren.
Gerade mal 29 Jahre wurde der Toni.
Toni Babl in Würdigung – Werksfahrer der Auto – Union.

Es folge noch einige Bilder von Rennen:

Das Bergrennen in Freiburg gewann bereits 1921 Martin Stolle (Konstrukteur bei Victoria) auf Victoria KR 1. 10 Jahre später, auf diesem Bild gab es den Sieg für Toni Babl und Toni Nöckl.

 

Motorrad – Victoria – KR 25 und S „Aero“, ab 1937…

Victoria KR 25 Aero Schaltung linksseitig ab 1938.

Victoria brachte 1937 zugleich mit den „EN“ und „LN“ – Modellen die KR 25 Aero auf den Markt. Der Konstrukteur der Maschine, Richard Küchen, hatte mit dieser Stromlinien – Version und Eleganz ein Motorrad geschaffen, das sich bis in die fünfziger Jahre vom Design sehr gut verkaufte. Allein bis Anfang des Krieges verkaufte Victoria um die fast 30 000 Stück dieser Motorräder an Privatleute. Dazu half der Preis von 715 RM und die Gesetzgebung in Bezug auf höhere Hubraumgrenze für Kleinkrafträder und eine erleichterte Führerscheinversion. Die Doppelportvariante verkaufte man in der sportlichen, schnellen und geländegängigen, hochgezogenen Auspuffanlage und in der Normalversion:

Victoria KR 25 S mit sportlich hochgezogener Auspuffanlage – Schaltung rechts 1937.

Systembild.
Die Variante mit der Auspuffanlage unten und bereits der Schaltung linksseitig ab 1938.

Im Jahr 1937 baute man die Fußschaltung noch auf der rechten Seite des Motorrades an. Man konnte auch noch eine Handschaltvariante ordern.

Victoria KR 25 1937, mit Schaltung rechte Seite und der typischen Hackenbremse dazu. Die Noris-Zündung mit der großen Zündplatte ist auch deutlich erkennbar. im Jahr darauf hat man bei Victoria die Zündung verkleinert.
Die KR 25 von der linken Seite, welche ihre ganze Eleganz, selbst mit normalen Auspüffen, ausdrückt.

Anfang 1937 noch mit der einfachen Pressstahlgabel !
Auszug aus der Ersatzteilliste KR 20 EN/LN und KR 25 S Aero, wo man sieht, dass noch die einfache Pressstahlgabel am Anfang verwendet wurde.
Vorderradansicht mit Gabel und Scheinwerfer.

In der weiteren Verbesserung führte man die Gabel der Victoria „Pionier“ ein, welche dann in zwei Halbschalen verschweißt waren.
Eine der Neuerungen war der sogenannte „Schwingfedersattel“, wo jetzt die Federn als Zugfedern ausgelegt waren.
Prüfbericht „Motor und Sport“ 1937.
Prüfbericht mit technischen Angaben.
Die 250er Victoria „S“ Aero – Zweitakter brachte 9 PS Leistung und war mit einem Zweifenster- Flachkolben-Steilstromspülung-Motor (Hub 70 mm, Bohrung 67 mm), versehen. Das Poster drückt aus, mit welcher Sparsamkeit man fahren konnte.

Originale Bilder:





















 

Motorrad – Victoria – Renngeschichte der Zwanziger Jahre im Überblick

Im folgenden Beitrag wird die Renn- und Sportgeschichte von 1921 – 1931 der Firma Victoria im Überblick mit den verschiedenen Basistypen von K.R.I. – K.R. 7 beleuchtet. Es ist relativ schwierig, nach fast einhundert Jahren das Bildmaterial zu sondieren und weitere Fotos und Informationen zu bekommen. Ich bedanke mich bei den Freunden, die auch zu diesem Artikel geholfen haben. Die Quellen hierfür findet man am Ende des Beitrags. Gert Reiher….

Der Konstrukteur Martin Stolle im Jahr 1921 auf einer Victoria K.R. I. 
Anfangs fuhr man noch mit Straßenmaschinen auf Rennveranstaltungen.
ADAC Reichsfahrt 1921mit den ersten Siegen und Erfolgen auf „VICTORIA“.
Der Werksrennfahrer Adolf Brudes „Nord-Süd-Express-Fahrt“ 1923, noch auf einer serienmäßigen Victoria K.R.III. Man beachte die außergewöhnliche Vordergabel.

Victoria – Sport – Maschinen ab 1925 auf Basis der K.R.III.:

Die erste Sportvariante der Victoria K.R. III. mit Einfachvergaser und neuem Rahmen. Der Rahmen war ähnlich dem Rahmen der 
Kompressor-Maschine. Dieses Modell baute man bis 1927. Der Lenker und die offene Auspuffanlage grenzte sich deutlich vom Serienmodell ab. 
Der K.R.III. – Sportmotor mit dem Vergaserstutzen der Einfachvergaseranlage. 
Das Unterteil stammt vom K.R.III. Serienmodell, jedoch ohne Ansaugstutzen – Frischluft, deshalb musste die Öffnung des Vergaseranschlusses verschlossen werden. 
Der nachgebaute Rahmen – das Unterteil – Motor/Getriebeauflage ist original ! 
Der originalgetreue Nachbau der Sportmaschine K.R.III. mit originalen Bestandteilen., wie Motor
Getriebe, Vergaseranlage und Rahmenunterteil – Vergaserseite mit Verschluss der Ansaugseite.

Sportmaschine Victoria K.R.III. – Auspuffseite. Man beachte den Sportrahmen ohne „Höcker“ und die 90 Grad – Abgangsstutzen der Auspuffanlage zu den offenen Rohren. Der Rennmotor ist deutlich an den 40 mm Abgangsstutzen zu den Auspüffen erkennbar, da diese im Durchmesser um ein Viertel größer sind, um die extrem hohen Abgastemperaturen abzuleiten.
Adolf Brudes auf der K.R.III. mit dem ersten Zweifachvergaser, noch als Serienmodell.
Victoria K.R.III. Motor mit der Zweivergaseranlage. Der Motor ist hier ein Serienmotor. 
Der Doppelvergaser im Original ist hier das „Highlight“.
Victoria Rennmodell K.R.III. mit Sportrahmen, Rennlenker, Vorderradbremse und dem Doppelvergaser.
Das Rennmodell nach einem Unfall…

Victoria – Kompressor – Maschinen 1925, Basis der K.R.III., erste Version:

Adolf Brudes auf der ersten Victoria Kompressormaschine im Jahr 1925. Das erste Motorrad, 
welches in Deutschland mit Kompressor hergestellt wurde.
Aufnahme von Brudes, vorn. Sehr gut erkennbar die Rahmenführung und die Ölwanne.

Victoria – Kompressor – Maschine, Basis K.R.III. Nachbau 2007-2017:

 Nachbau mit teils originalen Teilen der Victoria Kompressor Maschine von 1925, erste Version – Kompressor über dem hinteren Zylinder.
Rohteil der der 8-fach verrippten Ölwanne, unbearbeitet.
Zylinderköpfe aus Rotguss, bereits bearbeitet.
Kompressor – Roots – Gebläse mit Walzenverdichtung.
Victoria Kompressor Maschine 496 ccm, 30PS – Schwungscheibenseite.
Victoria Kompressor Maschine 496 ccm, 30 PS – Einspritzseite.
Kompressor Maschine rechte Einspritzseite, Original – Kopie.
Einspritzseite am Nachbaumodell.
Gert Reiher auf der Victoria Kompressor Maschine im Jahr 2017 nach der Fertigstellung.
Bauzeit – ca. 10 Jahre.

Vergrößerte Ölwannen auch in Serien-Motorrädern ?
Ja auch in Serien-Motorräder hat man die vergrößerte Ölwanne eingebaut. Es wurde die Rahmenbauweise der Sport bzw. der Kompressor Maschinen verwendet. Die Schaltung ging in dem Fall wie bei den Serien – K.R.III. durch den Benzintank, weil das serienmäßige Getriebe verwendet wurde. Der Motor war vom Sportmodell, mit den geraden Auspuffabgängen (40 mm). Es kam eine veränderte Auspuffanlage zum Einsatz. Schätzungsweise war es aber eine Einzelanfertigung des größten Berliner Händlers – Sigfried Hetzer.


Victoria – Kompressor – Maschinen 1926, Basis K.R.III., zweite Version:

Vorstellung der zweiten Variante der Victoria – Kompressor – Maschine im Jahr 1926, mit dem Kompressor über dem vorderen Zylinder, 
um die thermischen Probleme zu verbessern.
Die rechte Einspritzseite der zweiten Variante. Victoria hatte nun anstelle der Kupplungs-Bremse, eine Bremse ins Vorderrad auf Basis – Keilklotzbremse eingebaut. Diese Bremse hat Victoria auch im Rennmodell der K.R. 7. verwendet.
Adolf Brudes auf der zweiten Kompressor – Maschine 1926.
Adolf Brudes hier nochmals mit einer anderen Kompressor Maschine im Jahr 1926. Das nachfolgende Bild ist die Rückseite dieses Fotos 
bietet Informationen über das Rekordrennen.
Otto Koch – Victoriasammler aus Gera erhielt am 2. Juni 1981 das Bild von Erwin Tragatsch 
persönlich. Die Aussage ist: das Adolf Brudes auf Victoria-Kompressor den Fliegenden Kilometer in 21,95 Sek. entspricht 164,00 Km/h in Freiburg absolvierte. Rechts ist noch der Hinweis auf die erste Kompressor hinten von 1925. 

Victoria – Zweite Kompressor Maschine 1926 – Zeichnung.

Victoria – Sport – Maschinen auf der Basis der KR VI ab 1926:

Victoria Sportmaschine auf Basis KR VI. Vor der Victoria K.R. 7. ( 2 Vergaser) hat man noch ein 
KR VI Sportmodell gefertigt, mit einem Vergaser.
An zwei Merkmalen außerhalb der verschärften Nockenwelle konnte 
man den Motor leicht identifizieren.

Roter Pfeil – kurze Nockenabdeckung.
Gelber Pfeil – ohne Gewinde für Zischhähne.

Victoria – Sport – Maschinen Basis KR. 7.:

Victoria fertigte 1927 die erste KR.7.  mit einem rennmäßig hergerichteten
Motor. Die Auspuffanschlüsse hatten einen 90 Grad  Winkel am Abgang. Beim späteren Serienmodell waren die Anschlüsse schräg angeordnet. Die Fußrasten waren wie beim Kompressor-Motorrad. Im Vorderrad verbaute man eine Bremsfelge mit Keilklotzbremse.

Die Sporttype war mit einer Einfach-Vergaser-Anlage ausgerüstet. Der Vergaser war ein englisches Modell und war ähnlich den KR.III. Serienmodellen unterhalb angeordnet. Der nach unten geneigte Lenker gab dem Motorrad ein sportliches Aussehen.
Der Doppelschleifenrahmen war verkürzt und entsprach dem Modell KR VI D. Die Schleife am mittleren Rahmenrohr (unterhalb -Steuerkopf) baute man ähnlich wie bei den anderen Sport- und Rennmodellen.

Victoria K.R. 7. – die Sportvariante für Jedermann:

Victoria K.R. 7. Prospekt. Die Victoria Sportmaschine stellte Victoria im Oktober 1928 auf der Berliner Automobilausstellung vor.
Den Doppelschleifenrahmen der Victoria K.R. 7. mit der spezifischen „Höckerausführung“ übernahm man vom Modell KR VI. Der Benzintank fasste 11 Liter Benzin, ausreichend für eine Fahrstrecke bis 250 km. Der im Benzintank befindliche Öltank hatte 1 Liter Fassungsvermögen. Die kräftige Ölpumpe hatte die Aufgabe das nicht verbrauchte Öl wieder in den Öltank zurück zu pumpen, sodass man eine bessere Kühlung erreichte, da der Öltank im vorderen Bereich durch den Fahrtwind gut gekühlt wurde.
Der Gesamteindruck mit dem speziellen Victoria K.R. 7. Motor. Die Doppelvergaseranlage befördert das Benzin-Luft-Gemisch zu den Zylindern, welches über einen groß dimensionierenden Luftsammler (System Tubas) angesaugt wird. Die moderne Innenbackenbremse (KR. VI.) ersetzte die Bremsfelge im Vorderrad.
Victoria K.R. 7. Motor im Fundzustand eines Sammlers.

Technische Daten:

Die Victoria K.R. 7. wurde gerade mal ca. 2 Jahre, also von 1928-1930 gebaut.
Originale K.R. 7. auf dem 21. Jahrestreffen der Victoria IG in der Geburtsstadt Nürnberg. Fahrgestell-Nr. 32108, Motor-Nr. 12397, 24 PS, Gewicht: 158 kg. Lediglich waren zu diesem Zeitpunkt noch nicht die originalen Zylinderköpfe angebracht, siehe Zischhahn, was aber geändert wurde. Händler damals: Alfred Grundig, Dresden-A. Reichs-Str. 16
Die Draufsicht zeigt den eleganten Doppelschleifenrahmen. Links der Benzineinfüllstutzen und rechts die Öl-Befülleinrichtung.
Diese Victoria K.R.7. (Rahmennummer 3200…) war 2008 auf dem Jahrestreffen der Victoria IG in Pfaffengrün bei Treuen im Vogtland, jedoch noch mit einem Motor KR VI vom Baujahr 1931.
Der Fahrer der Victoria K.R. 7. ist Herr Roland Hofmann aus Sachswitz, somit der Zweitbesitzer des Motorrades. Die K.R. 7. stammt ursprünglich vom Victoria Sammler Otto Koch aus Gera (verstorben 1992).
Das Foto stammt von einer Veranstaltung an der Otto Koch teilnahm, wo man sieht, das dieser, die Victoria K.R. 7. bereits mit dem Motor von 1931 und verschiedenen Umbauten versah.
Otto Koch, der legendäre Victoria Sammler aus Gera mit seiner K.R.I., ein Foto aus DDR-Zeiten. Das Motorrad steht im Motorradmuseum „Augustusburg“, Sachsen. Otto Koch war in der DDR Mitbegründer vom KFZ Veteranen-Sport im ADMV – Club. Er und die Sportfreunde Rudolf Hiller, Müller Herbert sowie Ottokar Escher waren die Gründungsmitglieder dieser übergreifenden Vereinigung des DDR – Veteranensports. Die Federführung im ADMV hatte Lothar Wonneberger aus Dresden. Die Bewertung der Oldtimer erfolgte nach einem Punktesystem, wonach die höchste Punktzahl mit 110 Punkten die größtmögliche Zahl für die beste Originalität eines Fahrzeugs entsprach.
(Otto Koch verstarb im Jahr 1992)

 

In der Seitenwagen-Klasse siegten in den folgenden Jahren ab 1931 – 1936 der berühmte Rennfahrer Toni Babl mit seinem Beifahrer Toni Nöckl auf verschiedenen Rennveranstaltungen:

Erster auf dem Kesselberg.
Erster auf dem Freiburger Bergrennen.

Der Gesamtbericht über Toni Babl und Toni Nöckl folgt im nächsten Beitrag…

Victoria – Treffen – Plakette

Quellenangabe:

Archiv Gert Reiher, Thomas Reinwald, Podzun-Verlag, R. Hofmann, Josef Beil, Theo Vogl, Victoria IG.

Motorrad – Victoria – Saxonetten der Dreißiger Jahre

Die Firma Fichtel & Sachs entwickelte den Radnabenmotor „Saxonette“ neben den bekannten Einbaumotoren der 74er und 98er Reihe und stellten diesen im Jahr 1937 auf der Berliner Automobilausstellung vor:

„Die motorisierte Torpedo-Freilaufnabe, als Einbaumotor für Fahrräder“ 
Der Saxonette – Konfektionsmotor wurde im 26″ Zoll Hinterrad geliefert, einbaufertig für ein Fahrrad.

Technische Daten:

Für die Hersteller, wie auch „Victoria“, wurden Vorschläge von „F&S“ gemacht, wie ein Komplettfahrzeug mit der Linie der integrierten Einbaumotoren aussehen konnte:

Diese Vorlage kam bei Victoria als „Herrenmodell“ zur Anwendung, passend zur V-Linie.
Hier, der Tank über dem Hinterrad, war bei Victoria die „Damenversion“.
Das Kreuzrahmenmodell ist eher ein Unikat und wurde selten verwendet.

An die 30 Hersteller von Fahrrädern und Kleikrafträdern bezogen die Einbaumotoren von „F&S“, so dass bei den Schweinfurter Hersteller ein überragender Marktanteil von ca. 75 % erreicht wurde. Allerdings endete die Herstellung dieser Einbaumotoren bereits 1940 wieder, weil die Motorradindustrie und die Fahrradhersteller, sowie die Motorenhersteller ein 6-Punkte Programm beschlossen. Es wurde eine strikte Trennung der verschiedenen Industrien fixiert, wobei der Einbaumotor auf der Strecke blieb.

Der 38er Saxonette – Einbaumotor hatte durch seine kompakte Bauweise auch einige Nachteile. Da alles gut und formschön verkleidet war, traten bei Dauerbelastung und höheren Geschwindigkeiten die üblichen Wärmeprobleme auf, welche zu Motorausfällen und Zündspulenproblemen führten. Hier heraus begründet sich, dass man am Gasgriff einen Druckpunkt nachrüstete, welcher dem Fahrer signalisierte das Motörchen nicht zu überfordern. Die formschönen Abdeckungen hat mancher Pilot wohl entfernt, deshalb sind die Bleche auch heute sehr begehrt und kaum noch zu bekommen. Bei Fahren im Teillastbereich verölte die 175er Zündkerze und man tauschte sie gegen eine 95er mit dem entsprechen geringeren Wärmewert. Um den Motor zu starten, musste eine Kolbenpumpe mehrmals betätigt werden, anstelle eines üblichen Tupfers. Dies stellte sich auch als Problem heraus und wurde in die Händlerhinweise aufgenommen.

Der Prüfungsbericht:

Die Preise von 1938 waren noch sehr moderat. Heute bekommt man nicht mal mehr das Motorabdeckblech dafür !

Die Victoria „Saxonetten“:

In Anlehnung an die „F&S“ Vorgabe Endstand dieses formschöne V-Linien Modell.
Originales Victoria V38 Modell mit dem Radnabenmotor, als „Herrenmodell“

Originales Victoria V48 Modell mit dem Radnabenmotor, als „Damenmodell“.
Damenmodelle wurden werksseitig immer mit roten Ballonreifen ausgeliefert.

Die Pendelgabel von Victoria:

Die spezielle Federung der Vordergabel unterhalb des Steuerkopfes bewirkt einen Schwingeffekt, welcher sehr wirkungsvoll ist.

Pendelgabel am Originalrad.
Radnabenmotor Komplett mit dem Abdeckblech, oben links die Kolbenpumpe.
Herrenmodell linke Seite, mit der üblichen Ausstattung.
Herrenmodell rechte Seite, vorn Innenbackenbremse (90mm), hinten die Freilaufnabe.
Die große Abdeckscheibe sorgt für Frischluft – Motorkühlung über die 18 Schlitze.

Das seltene Damenmodell (nur noch ein Fragment bekannt) wurde in Österreich von einem Hilfsmotoren Sammler aufgefunden. Die Damemodelle hat man im Verhältnis 40 zu 1 hergestellt:

Damenmodell – Originalzustand mit den Erstreifen, kaum gefahren.
Die eher unspektakuläre rechte Seite.
Der elegante Kraftstofftank über dem hinteren Schutzblech, mit Linierung.