Victoria – Rad – Naben, – die Geschichte von Anfang 1886 – 1919…
Victoria Starr-Naben:
Die sogenannte Starr-Nabe war die Grundlage des drehenden Rades, beginnend vom Hochrad über die Niederräder, bis hin zum Fahrrad. Die Lager waren mit Schalen und Konen versehen, worin die Kugeln im Dreipunktsystem liefen. Die Teile waren aus besten Material und von tadelloser Härte. In einer Werkstatt von Victoria wurden die Teile getestet mit einem Weg von 3-4000 Kilometer bei einer stündlichen Geschwindigkeit von über 100 Kilometern und einer Belastung von 120 Pfund.
F & O Hochrad-Nabe.
F & O Starr-Nabe.
Victoria – Freilauf:
Eine sensationelle Weiterentwicklung zu Anfang des 19. Jahrhunderts war der Victoria – Freilauf – Zahnkranz, welcher einen spielend leichten Gang hatte. Dieser Freilauf in Verbindung mit einer Bremse, dem System „Bowden“, ermöglichte dem Radfahrer einen nie dagewesenen Komfort. Er konnte die Füße auf den Pedalen ruhen lassen, ohne waghalsige Manöver während der Talfahrt zu veranstalten, um wieder Tritt zu fassen.
Victoria – Freilauf – Kranz.
Victoria Freilaufnabe mit integrierter Rücktrittbremse:
Der Amerikaner A.P. Morrow erfand 1898 die Freilaufnabe mit integrierter Rücktrittbremse und ließ diese 1898 patentieren. Victoria ha 1901 derartige Naben zugekauft und auf vielfachen Wunsch in die Räder eingebaut. Das erste Modell dieser Freilaufnabe mit Rücktrittbremse ist Original im folgenden Bild zu sehen:
Die deutsche Firma Fichtel & Sachs hat etwas zeitversetzt ebenfalls eine Freilaufnabe mit Rücktrittbremse auf den Markt gebracht, welche der Morrow – Nabe fast identisch war. Diese Nabe ist in der Einbau – Montierung von 1902 dokumentiert und auf dem nächsten Bild mit dem Deutschen Reichspatent zu sehen:
Die Entwicklung der Naben ging rasant weiter und bereits 1903 war eine moderne Morrow – Freilaufnabe mit Rücktrittbremse auf dem Markt, welche die Firma Victoria einbaute, diese Nabe ist im Fahrradkatalog von Victoria im Jahr 1904 dokumentiert und auf dem nächsten Bild mit dem Deutschen Reichspatent gelabelt, zu sehen:
Die Firma Victoria bediente sich selbstverständlich auch mit den Naben der Firma Fichtel & Sachs, welche gleichauf mit der Firma A.P. Morrow, 1903 die wohl bekannteste Fahrradnabe, die „Torpedo-Freilaufnabe“ mit Rücktrittbremse, auf den Markt brachte. Im folgenden Bild ist die „Torpedo-Nabe“ detailliert zu sehen:
Auf die patentrechtlichen Streitigkeiten zwischen mehreren Firmen, was die Radnaben angeht, soll hier nicht eingegangen werden, das würde den Rahmen sprengen. Diese Abhandlung soll den Verlauf der eingesetzten Naben – Technik über die Jahre, der Firma Victoria, bis hin zur eigenen Nabe im Jahr 1919 darstellen. Eine weitere revolutionäre Erfindung geht auf die Wanderer – Werke zurück, – die Freilaufnabe mit „doppelter Übersetzung“, die man während der Fahrt betätigen konnte. Auf vielfache Wunsch hat Victoria solche Übersetzungsnaben in ihre Räder eingebaut. Die doppelte Übersetzung, also langsam oder schneller wird durch in der Nabe liegendes Räderwerk bewirkt, dessen Verstellung durch das aus der Achse kommendes Drahtkabel geschieht. Über einen Hebel auf dem Lenker werden die Übersetzungen und der Leerlauf geregelt. Der Unterschied zwischen den Übersetzungen beträgt etwa 23 %.
Die Firma Victoria bediente sich bis zum Ende des ersten Weltkriegs über den Zukauf Freilaufnaben mit Rücktrittbremse. Durch die massenhafte Herstellung dieser Naben der Firma Fichtel & Sachs waren diese recht günstig. Es erfolgte auch ein Einsatz von Doppel – Torpedo – Naben, also Naben mit Übersetzung. Ob ein Einsatz der Torpedo – „Universal-Nabe“ (4 – Gang-Nabe) um 1912 erfolgte ist nicht belegt. Um die Kosten niedrig zu halten, bot nach wie vor noch die Starr-Nabe mit Freilauf und externen Bremsen an:
Im Jahr 1918 entwickelte Victoria eine eigene Freilaufnabe mit Rücktrittbremse.
Reichspatentschrift Nr. 341774 vom Anmeldedatum 25.11.1919, veröffentlicht: am 7.10.1921.
Der Erfindungszweck besteht darin, den Bremsschluss von Freilaufnaben in ein unveränderliches Abhängigkeitsverhältnis zur Rückwärtsdrehung der Tretkurbel zu bringen. Bei anderen Systemen entsteht ein allmähliches, aber kein sofortiges Eingreifen des Sperrkörpers durch Kraftschluss und es entsteht ein Rückwärts treten. Die Victoria – Freilaufnabe erfüllt damit das Haupterfordernis einer guten Freilaufnabe:
„Zuverlässige Bremswirkung“
Auf weitere technische Details soll an dieser Stelle nicht eingegangen werden, nur soviel noch: Der Bremsmantel ist „aus dem Vollen gezogen“. also massiven Messing.
Die patentierte Victoria – Nabe:
Nochmal die Freilaufnabe in Einzelteilen auf einem originalen Blechschild von Victoria:
Detail-Zeichnung der Victoria Fahrrad-Pedale:
Detail-Zeichnung eines Victoria Doppel-Glocken-Lagers:
Zum Schluss noch eine authentische Aufnahme eines Fahrrad-Geschäftes aus der Zeit um die Jahrhundert-Wende: