Victoria – Kleinmotorrad – KR 10 ab 1932

Victoria KR 10

Auszug aus Buch der Victoria IG:

Die erste KR 10 erschien 1932 mit dem identischen Fahrwerk und der Ausstattung der KR 12 mit ILO-Motor, mit dem einzigen Unterschied, dass bei der KR 10 der 98er Fichtel & Sachs Motor eingebaut war, welcher hier aber mit einem Kickstarter ausgerüstet wurde.

Modell KR 10 mit F&S Getriebeblock

Der Zweitaktmotor leistete 2,25 PS, hatte ein Zweiganggetriebe, Kickstarter, die Höchstgeschwindigkeit lag bei ca. 55 – 60 km/h.  Mit der KR 10 kam schon im ersten Baujahr des neuen 98 ccm F&S – Motors ein gut konzipiertes Fahrzeug in den Verkauf. Bei der Victoria KR 10 waren jetzt statt der Pedalkurbel Fußrasten und ein Kickstarter vorhanden. Das Erscheinungsbild der KR 10 hat alle Merkmale eines richtigen Motorrades, nur eben etwas kleiner. Die Lackierung war in schwarz erhältlich. Die Draht-Ballon-Reifen maßen 25 x 2,75″. Die Kr 10 erlebte in ihrer Bauzeit einige Änderungen, sie war durch ihr Äußeres immer näher am Motorrad als ihre Geschwister mit den Tretkurbeln. In der letzten Ausführung von 1937 erhielt die jetzt wie üblich in Victoriagrau emaillierte KR 10 mit dem 98er F&S-Motor den schönen gestreckten, 8 Liter Tank, Bereifung in Standardgröße 26 x 2,25″, Doppelfeder-Schwingsattel und den selbstaufklappenden massiven Mittelbockständer.

Auszug aus KFZ-Brief KR 10:

Der dazugehörige F&S-Motor mit 98 ccm:

Der Victoria Patent-Doppelfeder-Schwingsattel:

ILO-Einbaumotoren:

Vor den Toren Hamburgs, in der Kreisstadt Pinneberg gab es von 1913-1990 die ILO-Motorenwerke. Gründer dieser zunächst als „Norddeutsche Maschinenfabrik GmbH“ bezeichneten Firma war Heinrich Christiansen, er lebte von 1876-1949. Der Name „ILO“ stammt aus der Weltsprache Esperanto und bedeutet „Gutes Werkzeug“. Ab 1930 war es die ILO GmbH. Es wurden Werkzeuge gefertigt, sowie Motoren für Fahrzeuge und Stationärmotoren. Motoren für Leichtkrafträder stellte man ab 1922 her. Bis 1926 baute man eigene Motorräder mit Zweitaktmotoren. Diese Produktion stellte man aber wieder ein, weil der Absatz gering war. Der F 80-Zweitaktmotor für Kleinmotorräder wird ab 1932 in Serie gebaut und wird auch bei Victoria im Modell V 80 L eingebaut (nächster Beitrag). Viele Zweiradhersteller bedienten sich ab 1932 bei ILO mit Motoren. Neben verschiedenen Zweitaktmotoren der abgestuften Hubräume, welche in den nächsten Beiträgen dargestellt werden, baute ILO auch größere Viertaktmotoren beispielsweise für die Victoria KR 8 und KR 9 (500 ccm), sowie für die Victoria KR 35 B/G (350 ccm).

Der bekannteste ILO-Motor bei Victoria ist der 150er mit 5 PS in dem kleinen Modell KR 15:


 

 

Victoria – Kleinmotorräder mit 98er Fichtel & Sachsmotor

Victoria Kleinmotorräder mit 98er Fichtel & Sachs Motor ab 1932 – 1938

Victoria – Kleinmotorrad vom Fahrrad kommend mit 98er Fichtel & Sachs und der Leistung von 2,25 PS Zweitakter als Modell V 98 Herrenmodell und V 108 als Damenmodell ab dem Baujahr 1932. Das erste Modell war noch mit dem hängenden Tank, mit der Verzierung des Victoriaengels. Am Anfang mit schwarzer Emaillierung und vorderer Felgenbremse:

Original – Kleinmotorrad mit dem 98er Motor.

Mit Walzengeschwindigkeitsmesser und Kilometerzähler am Vorderrad.

Das Handbuch von F&S für die 98er Motoren:

Verkaufsprospekt von 1935:

Wie bereits in diesem Prospekt vorgestellt, kamen dann 1936 die Jubiläumsmodelle (50 Jahre Victoria) auf den Markt. Mit einer exzellenten Tanklackierung, viel Chrom und den im Ehrenkranz eingeschlossenen Victoriaengel, oder als qualitativer Rhombus dargestellt:

Jubiläumsmodell V 98 L als Herrenrad 1936.

Man konnte auch eine Pendelgabel bestellen, hier als Damenmodell V 108 L mit niedrigen Durchstieg gezeigt:

Nochmal die Pendelgabel im Herrenmodell:

Die Tanks aus der Ersatzteilliste:

Scheidengabel:

Pendelgabel:

Die Kotflügel mit zus. Spritzschutzblech:

Die Gepäckträger für die Transporträder:

Weitere Auszüge aus der Ersatzteilliste:

Viele Hersteller von Motorzweirädern bedienten sich mit den robusten 98er F&S Motoren, hier noch ein Beispiel von einer, auch in Nürnberg hergestellten Herkules, dafür:

Originale Fotos von 98igern:

Victoria – Kleinmotorräder mit 74er Fichtel & Sachs-Motor

Victoria – die Kleinmotorräder mit dem 74 ccm Fichtel & Sachs – Motor

Die Weltwirtschaftskrise war da und Victoria, sowie auch viele andere Hersteller mussten sich einiges einfallen lassen, um nicht ins Hintertreffen zu geraten, denn die hubraumstarken Motorräder verkaufte man weniger. Da kamen die Fichtel & Sachs Motoren mit 74 ccm gerade recht, um diese Lücke zu füllen. Das Fahrrad erfuhr natürlich auch seine Berechtigung und seinen Aufschwung, um mit einem verstärkten Rahmen diese Motoren aufzunehmen, bzw. auch die fahrwerkstechnischen Voraussetzungen zu erfüllen.

Fichtel & Sachs die Einbauvariante für das Fahrrad:

Herrenmodell.

Damenmodell.

Victoria – 74er Fichtel & Sachs -H- Modell V75 1931:

Mit vorgelegten Fußrasten.

Victoria – 74er Fichtel & Sachs -D- Modell V85 1931:ebenfalls mi Fußrasten.

Restauriertes Victoria -H- Modell mit moderner Vorderradgabel ab 1934:

Restauriertes Victoria -D- Modell mit moderner Vorderradgabel ab 1934:

Das Damenmodell vor der Restaurierung:

Fichtel & Sachs der 74 ccm Motor und seine Bedienung:

Natürlich wurden die F&S Motoren auch in Victoria Transporträdern verbaut:

Modell V122.

Modell V95.

Prospekt:

Preisliste:

Victoria Damenmodell im Originalzustand V85:

Mit noch angegossener Auspuffbirne am Zylinder !!!

Viele andere Hersteller von solchen Kleimotorrädern bedienten sich auch mit den 74er Motoren, hier ein Beispiel der Firma Adler:

Victoria – V75L März 1933:

Tank mit Victoriaengel in moderner Ausführung

Schema für die Zündeinstellung:

Ersatzteilliste:

Drosselklappenvergaser.

Kolbenschiebervergaser.

Originale Bilder mit dem 74 iger:

Das 74er Victoria-Pärchen:

Victoria – Motorrad KR 35 „Pionier“ ab 1938 …

Nach der KR 35 S und dann den erfolgreichen Zweitaktern, welche unter Federführung von Richard Küchen hergestellt wurden, sollte nun eine Weiterentwicklung erfolgen – die KR 35 „Pionier“, als Viertaktmodell. Die neue V-Linie mit dem Logo im Ehrenkranz symbolisierte eine Ära, die nach 1936, also dem 50-jährigen Bestehen von Victoria, einen modernen Weg darstellte:


Der Motor, das gemeinsame Projekt von Richard Küchen und Hermann Reeb, war ein moderner, im Stil einer Tropfenform, mit der Vereinigung von Motor und Getriebe ein sogenannter Blockmotor:

Konstrukteure: Richard Küchen/Victoria – Hermann Reeb/Horex.

Aufgrund von Überbeständen vom Vorgängermodell KR 35 S wurden die ersten 270 Modelle der „Pionier“ noch mit der „Tiger“ Trapezgabel ausgerüstet. Weitere Teile verwendete man vom letzten Modell:

  • Rahmen – Lenkkopflager
  • Vorderradnabe mit 190 mm Bremstrommeldurchmesser
  • Lampenhalterung
  • Innenzughebel am Lenker
  • Drehgriffe Gas (rechts) – Zündverstellung (links)
  • Zuführung der Züge zur Zündanlage

Die neue Pioniergabel:

Technische Daten:

Originale KR 35 SN mit Militär – Auspuffanlage:

Die Victoria „Pionier“ KR 35 SN war auch als „SS“ lieferbar, wobei meist angenommen wird, das die „SS“ die Sportversion mit 20PS ist, wie auf folgendem Prospekt:

Die Leistungssteigerung wurde durch bearbeitete Einlasskanäle, Nockenwelle und anderen Kolben erreicht.

Weitere Änderungen:

  • Zukauf der Tigergabel, später aus eigener Herstellung
  • Anfangs Luft- und Zündverstellung mit Hebel am Lenker, später Zündhebel links und Lufthebel rechts
  • zusätzliche Strebe für Hinterradständer
  • 3x verschiedener Werkzeugkastenverschluss (Riemen, 2x Drehverschluss
  • verschieden)
  • Einsparung von Chromteilen durch staatliche Verordnung

Fließbandfertigung:

In den Jahren 1938/1939 hat Victoria ca. 2000 Stück „Pionier“ hergestellt.

Ersatzteilliste Victoria KR 35 SN, KR 35 SS:

Originale Bilder privater Motorräder:

 
 
 
 
 
 

Nächste Bilder – Restaurierte Victoria KR 35 SS „Pionier“, man beachte den eigens von Victoria gelieferten Verkaufsständer (hauptsächlich für die Schaufenster der Händler):

Für die Privatkunden hat man wenige „Pionier“ gefertigt. Die große Anzahl von etwa 8000 Motorrädern verschlang die Rüstungsproduktion in den Jahren von 1939 bis 1942. Nach dem Krieg konnte man aus den Restbeständen noch ca. 500 Motorräder zusammenschrauben, somit entstanden rund 10500 KR 35 „Pionier“.

Militäraufnahmen:

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Victoria – Motorrad – Sportmodell KR 35 S mit Columbusmotor

Nach der Ära der englischen Importe von Stuemey-Archer Motoren und der nicht sehr erfolgreichen Victoria KR 8/9 hatte man die Verpflichtung seiner Kunden gegenüber eine neue gefragte Sport- und Geländemaschine zu präsentieren. Die Horex Fahrzeugbau AG mit ihrer Columbus Motorenbau AG aus Bad Homburg schienen der richtige Partner für Victoria zu sein. Für das neue Modell nahm Victoria den 14 PS leistungsstarken OHV-Motor als Einportvariante mit einem Hubraum von 349 ccm, bei einer Bohrung von 69 mm und dem Hub von 92 mm.

Technische Daten:

Neuerungen:

  • Motor völlig gekapselt
  • Trockensumpf-Umlaufschmierung
  • Kolbenölpumpe innenliegend
  • Vierganggetriebe mit Fußschaltung, rechtsgeschaltet
  • Am Lenker Drehgriffe und verstellbarer Steuerungsdämpfer
  • Große Innenbacken Bremsnaben
  • hochgezogene Auspuffanlage
  • Amal-Vergaser Typ 75/011
  • Rollkippständer
  • Rahmenhöhe 20 mm niedriger als KR 35 B/G

Rein äußerlich glich das Modell der Victoria KR35 B/G, was auch mit der Einsparung der Kosten natürlich zu tun hatte.

Baugleiche Teile Victoria KR 35S – KR 35 B/G:

  • Tigergabel
  • Verchromter Tank mit Linierung und Emblem
  • Kotflügel, Werkzeugkästen
  • Lenker mit Bedienungselementen (Drehgriffe, links als Zündverstellung
  • Sättel, Öltank, Tachoanlage

Weitere Änderungen im Baujahr 1936-1937:

  • Radachsen auf von 14 mm (B/G) auf 12 mm, dadurch geänderte Gabelenden
  • geänderte Befestigungsstreben am Batteriehalter
  • Bremspedal der Hinterradbremse von Ballenbremse zu Zehenbremse
  • der linke Werkzeugkasten wurde eingespart

Restaurierte KR 35 S.

In der folgenden Darstellung sieht man die Horrx S 35 (S steht vor der Bezeichnung) mit dem werkseigenen Motor:

Auch andere Hersteller, wie zum Beispiel die Firma Standard, vom Begründer Wilhelm Gutbrod, stellten in dieser Zeit Sport- und Geländesportmaschinen her. Ein Highlite war die 350er Sport-Rex mit „Königswellenmotor“:

Gemeinsamkeiten sind unschwer zu erkennen.

Weitere Bilder von der KR 35 S: