Mit diesem Beitrag möchte ich den bereits veröffentlichen Bericht vom Juli diesen Jahres über das absolut seltene Gefährt von 1880 nochmal vertiefen und in Details der Wiederinbetriebnahme eingehen…
Der Fundort war Nähe Regensburg in einem abgelegenen Dorf bei netten Menschen, die das Gefährt vom Großvater hatten… auf Nachfrage meinerseits, woher der Großvater das Vier-Rad hat, konnten sie mir keine exakte Recherche mitteilen, wahrscheinlich war es in der Nachkriegszeit eventuell über die amerikanischen Besatzer auf dem Bauernhof abgestellt worden. Sei wie es sei, es stand auf dem Dachboden eines Stadels:
Gesehen – Geprüft, – mit meinem Freund Frank Albert nach unten transportiert, dann aufgeladen und glücklich über den Fund anschließend ab nach Hause ins schöne Vogtland…
Nochmal kurz zum meinen Freund Frank Albert, bevor ich mit der Berichterstattung beginne… der Frank ist ein Hochrad-Spezialist und fertigt Hochräder hier im Vogtland, welche sich sehen lassen können, zudem betreibt er, als Hochrad-Fahr-Weltmeister eine Fahrschule zu „Hochrad-Fahren“ hier ein Bild – natürlich auf einem selbst hergestellten Hochrad:
Zum Bericht – „Instandsetzung des Marlboro-Sandringham-Tandem“:
Jetzt stand es zu mir zu Hause auf der Wiese:
Ein paar Details vom Vier-Rad, die ich auf noch nie gesehen hatte, obwohl ich mich schon über 20 Jahre mit alten Victoria – Rädern beschäftige…
Die Fahrgestellnummer – 7285 – am Rahmen, findet sich auch auf anderen Teilen…
Hier ist James Starley im Jahr 1877 auf einem Vier-Rad zu sehen woraus die „Salvo- bzw, königlichen Royal-Salvo“ Vierräder erstanden…
In der Gründung der Firma „Convetry“ West Midlands stellte man das technische Zubehör zur Fertigung von Fahrrädern, Hochrädern, Drei- und Vierrädern her. Starley war eben falls an der Firma „Ariel“ beteiligt, die 1870 das bekannte Hochrad „ARIEL“ auf den Markt brachte.
Das Rover Safety Bicycle wurde 1885 von seinem Neffen John Kemp Starley entwickelt (Rover bedeutet Wanderer). Zur Produktion der Rover-Sicherheitsräder wurde zunächst die Starley & Sutton Co. in Coventry gegründet. Daraus entwickelte sich die noch heute bekannte Automobilmarke Rover.
Aber nun zurück zu den Teilen vom Vier-Rad-Tandem, nach dem kurzen geschichtlichen Ausführungen:Die vordere Antriebskurbel mit Kette 1 Zoll, sowie der Aufnahme und Pedalen war zum Glück komplett vorhanden…
Die hintere Kurbel und Aufnahme vom Tandem fehlte leider, was hilft es, da ist guter Rat teuer. Mit der normalen Nachbauvariante über Gießerei oder Dreherei ist der Nachbau schwierig. Da kann man heutzutage auf modernere Verfahren zurück greifen – das Zauberwort ist das: „Computer gesteuerte Metall – Druck – Verfahren“. Gesagt, getan – das Ergebnis:
Aufnahme und Tretkurbel im Computer – Druck – Verfahren, die Achse und die Kurbelarme wurden maschinell hergestellt…
Nochmal die Einzelteile:
Aufnahme für Tretkurbel – Computer-Druck-Verfahren…
Tretkurbel, ebenfalls – Computer-Druck-Verfahren:
Kurbel-Arme – Maschinell und Handarbeit…
Im weiteren möchte ich auf das Ausgleichgetriebe für die Steuerung der ca. vierzig Zoll großen Haupträder eingehen:
Das Getrieberitzel auf der Hauptwelle…
oben das Gegenstück der Nabe dazu und die zweite Nabe, unten nochmal die Verzahnung…
alle Teile wurden vom Hersteller ordentlich nummeriert…
Nochmal die Nabe mit Verzahnung und Nummer 7285, passend zur Fahrgestell-Nummer:
Im nächste Bild sehen wir nochmal die Doppel-Antriebs-Technik:
Rechts und links ist die ca. 15 prozentige Gelenk-Einrichtung zur Über oder Unter-Fahrung von Unebenheiten installiert…
Die originalen Sattel fehlten auch, somit musste ich zwei Safety-Sattel aus der Zeit zu kaufen, was natürlich auch ziemlich schwierig war:
die gleichen zu bekommen ist wie die Suche nach der Nadel im Heuhaufen…
Die vordere Lenkeinrichtung, Gabel und Vorderrad hat leider auch zum Teil gefehlt, aber mit etwas Glück und Geschick ist das auch beigekommen…
Der Zusammenbau des Tandems:
Die Vollgummireifen wurden von Frank Albert, eingangs erwähnt, montiert…
Noch ein paar Aufnahmen vom fertigen Marlboro-Sandringham-Tandem 1880:
Das originale Steuerkopfschild mir Königin „Victoria“…
Vorderansicht mit Öllampe und Dreifach-Klingel…
Rückansicht mit Rückleuchte…
Noch 1 Bild mit dem intakten Schloss „Sandringham“ der britischen Familie in England, Nähe Norfolk:
Im Schloss befindet sich ein für die Öffentlichkeit zugängiges Oldtimer-Museum mit den Kostbarkeiten der königlichen Familie, wahrscheinlich auch ein „Vier-Rad“ wie ich es vorgestellt habe, denn die Königin besaß zwei dieser Gefährte…
Zum Abschluss ein kleines Video, wie ich mit meiner Tochter Victoria (5 Jahre) mit unserem Tandem fahre:
Gerne noch zwei historische Aufnahmen:
Vierrad – mit kleinem Rad – vorn, vorm Weißen Haus in Washington…
Hier mit großen Vorderrad vorn, hinten – kleines Rad…