Victoria – Auto – Autos ab 1905 – eine kurze Reise auf 4 Rädern

Die Firma Victoria, dass sollte nicht unerwähnt bleiben, hat ab 1905 einige Jahre auch Automobile gefertigt. Die 4 verschiedenen Modell in S/W entstammen der Quelle: Podszun / Reinwald.

Das erste Modell wurde im Volksmund „Doktors Cabriolet“ genannt. Es entstand 1905. Mit gerade mal 5PS und einem Wasserkühler konnte man wahrscheinlich als Zweisitzer keine üppigen Geschwindigkeiten erreichen. Die Victoria Automobile konstruierte Max Bauer, der als Oberingenieur nur einige Jahre bei Victoria war.

Hier sieht man ein Gefährt mit einem Transportkasten. Das Transportgut wurde geschützt, wobei der Fahrer das Nachsehen hatte und voll der Witterung ausgesetzt war. Im oberen Dachgarten kann man das erstmals verwendete „VW“ Zeichen erkennen.

Dieser Wagen wurde für 3300 Mark damals angeboten, trotz des günstigen Preises im Vergleich zum Motorrad, konnten sich so ein Fahrzeug nur sehr begüterte Menschen leisten.

Hier eine sechssitzige Limousine ,wohl das teuerste Modell mit 13500 Mark. Die Konstruktion stammt aus dem Jahr 1908 und war mit einem Vierzylindermotor , der 18PS leistete, ausgestattet. Die Autoproduktion währte noch bis 1912. Man stellte die Produktion aus Platzgründen ein, aber wahrscheinlicher fanden die Besitzer die Produktion von Autos nicht lukrativ genug.

Bis in die Fünfziger Jahre hat man bei Victoria keine Autos mehr gebaut. Dann hatte man den Kleinwagen „Spatz“ eingeführt, der aber auch nicht der Renner war. Bei Victoria hatte man mit den 4- rädrigen nicht sehr viel Glück.

Hier nochmal ein Bild vom „Doktorwagen“, welcher im Museum für Industriekultur in Nürnberg steht.

Ein originales von den Victoria-Werken, wo auch die Automobile gefertigt wurden.

Nachfolgend die Autos, welche im Fahrradkatalog von 1910 vorgestellt wurden :

Victoria – Fahrrad – Fahrräder von 1904 bis 1910 technische Daten und Zubehör der Räder.

Der Rahmen der Victoria-Räder zeichnet sich durch sehr schlanke, solide Bauart aus, zu demselben werden nahtlose Rohre aus bestem schwedischen Holzkohlenstahl verwendet, welsche mittelst Innenlötung verbunden sind.

Außer den seither üblichen und allgemein bekannten Belastungsproben  unterzieht Victoria die Rahmen auch unter großen Belastungen, wie auf den Bildern zu sehen ist.

Einmal oben mit 500 kg in Kettenrichtung, bzw. mit 500 kg in Vertikalrichtung.

Mit 140 kg – senkrecht zur Gabel.

In der Galerie sieht man einige elegante Räder aus der Zeit von 1904-1910 aus dem Fahrradkatalog von Victoria.

In der nächsten Galerie sind die verschiedenen Formen der Lenkstangen abgebildet.

Im Bereich der neu entwickelten Pedalen für die Victoria Räder, konnten sämtliche Teile ausgewechselt werden. Diese waren nicht mit billigen Fabrikaten vergleichbar, die denen Achse und Konus aus einem Stück hergestellt ist.

Die Pedalen waren 1904 noch nicht gelabelt. In den nächsten Jahren hat man dann das Zeichen „VW“ – Victoria Werke auf den Pedalen aufgebracht.

Originale Victoria – Pedale mit dem Label „VW“ – Victoria – Werke.

In dieser Zeit hat man auch das Steuerkopfzeichen geändert. Das neue Zeichen blieb dann viele Jahre dominant und wurde auch auf den Motorrädern als Steuerkopfzeichen, sowie als Tankembleme verwendet.

Mit dem neuen Zeichen gab es auch erste Werbemittel, wie Glas- und Zelluloidschilder, im folgenden zu sehen:

Am Oberrohr der Räder hat man den Schriftzug „Victoria“ sehr filigran, etwas erhaben, aufgenickelt.

 

Am Sattelrohr gab es die ersten Aufkleber, welche bis in die „Fünfziger Jahre“ Verwendung fanden.

Das oben abgebildete Victoria Fahrrad stammt vom Jahr 1908 und hat die fortlaufende Nummer : 224016. Es war mit einem Doppelglockenlager, großgelocht versehen. Diese Lager für den Pedaltrieb waren zu dieser Zeit noch nicht mit „VW“ gelabelt.

Im Jahr 1906 fand fand die Bayrische Landesausstellung statt und Victoria präsentierte sich mit einen monumentalen Messestand. Da kann man erkennen, welche Bedeutung der Fahrradproduktion beigemessen wurde, welche ja die tragende Säule der Firma war.

Originales Herrenrad aus dem Jahr 1907 :

Originales Damenrad aus dem Jahr 1907, man beachte den originalen Zelluloid – Kettenschutz am Rad :

Hier nochmal als Pärchen aus dem gleichen Jahr 1907 :

Die folgende Aufnahme entstand im Jahr 2017, am Drais – Gedenkstein in Radebeul, anlässlich des Radtreffens zum 200. Geburtstag des Fahrrades. Der damals noch amtierende Bundesinnenminister Thomas de Maiziere und Gert Reiher ist vor einem Rad von 1907 zu sehen:

 

Im Anschluss noch einige originale Fotos 1904 – 1910 :

 

Jahres und Nummernverzeichnis – Hochräder/Fahrräder:


Victoria – Fahrrad – Fahrradkatalog 1904 – Vorstellung der ersten modernen Fahrradnaben

Hier die Titelseite des Kataloges von 1904.

Im Jahr 1904 hat man bei Victoria die ersten Markenbezeichnungen, wie hier die Marke “ Preciosa“ vorgestellt. Die Marke wird Victoria weitere Jahre begleiten. Im Anschluss Das Herren- und Damenrad aus dieser Zeit.
Victoria – Fahrradnaben

Die Starrnabe –

Die sogenannte Starr-Nabe war die Grundlage des drehenden Rades, beginnend vom Hochrad über die Niederräder. Die Kugellager waren mit Schalen und Konen versehen, worin die Kugeln im Dreipunktsystem liefen. Die Teile waren aus bestem Material und tadelloser Härte. In einer eigenen Prüfwerkstatt wurden die Teile getestet. Dabei wurde eine Wegstrecke von bis zu 4000 Kilometer mit einer Geschwindigkeit von über 100 km/h mit einer Belastung von 120 Pfund simuliert.

Vorderradnabe

Hinterradnabe

Freilaufnabe –

Eine sensationelle Weiterentwicklung zum Anfang des 20. Jahrhunderts war der Victoria-Freilauf-Zahnkranz, welcher einen spielend leichten Lauf hatte. Dieser Freilauf in Verbindung mit einer Bremse, dem System Bowden, ermöglichte dem Radfahrer einen nie dagewesenen Komfort. Er konnte die Füße auf den Pedalen ruhen lassen, ohne  waghalsige Manöver während der Talfahrt veranstalten zu müssen, um wieder Tritt zu fassen.

Victoria – Freilaufnabe

Bremse über System – Bowden

Freilaufnabe mit integrierter Rücktrittbremse –

Der Amerikaner A.P. Morrow erfand 1898 diese Freilaufnabe und ließ diese auch 1898 patentieren. Victoria hat 1901 derartige Naben zugekauft und in die Räder eingebaut.

Freilaufnabe mit Rücktrittbremse System Morrow

Die Deutsche Firma Fichtel & Sachs, hat etwas weitversetzt, ebenfalls eine Freilaufnabe mit Rücktrittbremse auf den Markt gebracht, welche mit der Morrow-Freilaufnabe identisch war.

Fichtel & Sachs Freilaufnabe mit Rücktrittbremse

Hier nochmal die Morrow Nabe im Original :

Die Entwicklung der Naben ging rasant weiter und bereits 1903 war eine moderne Morrow-Freilaufnabe mit Rücktrittbremse auf dem Markt, sowie auch von Fichtel & Sachs, welche von Victoria eingebaut wurde. Diese Nabe ist im Fahrradkatalog von 1904 dokumentiert und mit dem Deutschen Reichspatent versehen. Die Fichtel & Sachs Nabe wurde unter dem Markennamen “ Torpedo“ auf den Markt gebracht.

Eine weitere revolutionäre Erfindung geht auf die Wanderer Werke zurück, die Freilaufnabe mit doppelter, während der Fahrt veränderbarer Übersetzung. Über einen Hebel an der Lenkstange werden die Übersetzungen in der Nabe und der Leerlauf geregelt.

Bei Victoria versorgte man sich bis zum Ende des Ersten Weltkrieges mit zugekauften Naben. Durch die Herstellung der Fichtel & Sachs Naben in sehr großen Stückzahlen konnten diese recht günstig angeboten werden und wirkten sich natürlich auch günstig auf den Fahrradpreis aus. Es erfolgte auch ein Einsatz von Doppel-Torpedo-Naben, also Naben mit Weiterer Übersetzung.

Im Jahr 1918 entwickelte Victoria eine eigene Freilaufnabe mit Rücktrittbremse.

Reichspatentschriftnummer : 341774. Anmeldedatum : 25.11.1919. veröffentlicht: 07.10.1921. “ Der Erfindungszweck besteht darin, den Bremsschluss von Freilaufnaben in ein unveränderliches Abhängigkeitsverhältnis zur Rückwärtsdrehung der Tretkurbel zu bringen. Bei anderen Systemen besteht nur ein allmähliches aber kein sofortiges Eingreifen des Sperrkörpers durch Kraftschluss, und es entsteht ein Rückwärtstreten“.

Die Victoria Freilaufnabe erfüllt damit die Hauptanforderung einer guten Freilaufnabe : Zuverlässige Bremswirkung. Der Bremsmantel ist „aus dem Vollen gezogen“, also aus massiven Messing.

Im Katalog von 1904 wurden auch erstmals Victoria Kardanräder vorgestellt, sogenannte kettenlose Fahrräder :

Hier noch einige interessante Fahrzeuge auszugsweise :

Auch eines der ersten motorgetriebenen Fahrzeuge sind beworben wurden :

Einige authentische Fotos aus der Jahrhundertwende :