Den Namen „Bergmeister“ hat Victoria bereits Ende 1932 bei ihren Boxermaschinen mit 600 ccm verwendet. Die ersten Boxer-Motorräder gab es bereits 1919 mit der K.R.I., damals noch mit einem Hubraum von 500 ccm und Antriebsriemen. Bis zur „Bergmeister“ folgten mehrere Entwicklungsstufen vom Riemenantrieb K.R. II. über Kettenantrieb der K.R.III. und dann ab KR VI mit den 600er Motoren.
(Nachzulesen in den Beiträgen vom Juli und August 2018).
Das folgende Bild zeigt eine frühe Boxer-Bergmeister im weitgehenden Originalzustand:
Die Erfolge der Vorkriegsjahre mit den 600er „Bergmeister“ beflügelten die damaligen Verantwortlichen bei Victoria wieder ein Motorrad mit einem Zweizylinder-Motor auf den Markt zu bringen. Mit der „Bergmeister“ wurde eine Lücke gegenüber der großen Konkurrenz wie BMW, Zündapp und ausländischen Produkten geschlossen. Der 350er V-Motor war ein Unikat welches wieder mal bewies das Victoria immer über die Jahre versucht hat außergewöhnliches auf den Markt zu bringen. man erinnere sich dabei auch an die Fahrmeister-Modelle.
Auf der IFMA 1951 stellte Victoria ein Prototyp-Modell, noch mit einem aus Holz gefertigten Motor vor:
Bild: Verlag Kleine/Vennekate/T. Reinwald.
Einige Elemente wie die Hinterradfederung, Schutzbleche, Gabel stammten noch vom Modell KR25 HM und die Werkzeugkästen waren über der Hinterradfederung angebracht. Man kann aber auch bereits den relativ wartungsarmen Kardanantrieb erkennen. Im folgenden Erstprospekt werden die voran gegangenen Bilder belegt und man könnte meinen dieses Motorrad gab es offiziell. Das dauerte aber noch Jahre…
Das dazugehörige Prospekt, bereits Oktober 1951:
Dieser V-Motor mit 64 Grad V-Winkel kam natürlich bei den Kunden super an, weil es kein vergleichbares Modell anderer Hersteller gab. Der Entwurf stammt natürlich wieder vom Konstrukteur Richard Küchen, wie kaum zu übersehen ist. Geplant war dieser Motor bereits in einer stärkeren Ausführung noch vor dem Krieg für die Firma Ardie. Bei Ardie kam es aber nie zu einer Übernahme. Glück für Victoria die die Pläne von Richard Küchen kauften.
Im folgenden Bild von T. Reinwald (Verlag Kleine/Vennekate) kann man eine noch frühere Variante erkennen, welche auf die Victoria KR 25 mit V-Logo am Tank zurück geht. Das beweist , das Victoria es sich nicht leicht gemacht hat mit einer so neuen Motor- bzw. Motorrad-Neu-Konstruktion:
Das begründet auch den langen Entwicklungs-Zeitraum der Bergmeister. Von der offiziellen Vorstellung 1951und den vorher bereits geleisteten Entwicklungsphasen bis zum ersten Verkauf vergingen Jahre (3-4 Jahre). Es verging wieder eine Messe und Victoria konnte erst danach, also erst gegen Ende 1953 die ersten Maschinen ausliefern. Gerademal ca. 5000 Bergmeister verließen das Werk, allemal zu wenig bei der langen Entwicklungsphase, aber gerade deshalb fehlten ein paar tausend zu verkaufende Maschinen. Am Preis (2475 DM) lag es nicht, der passte gegenüber der Konkurrenz absolut in den Rahmen und am Design sollte es auch nicht liegen. Die Bergmeister hatte einfach die Zeit verpasst da sich ja auch schon viele für ein vierrädriges Fahrzeug interessierten.
Diese drei Varianten standen dem Bergmeister-Käufer zur Auswahl:
Die drei Modelle unterschieden sich optisch am Tank und dem Sattel oder Sitzbank. Motorleistung und Antrieb sowie Fahrgestell war gleich. es gab drei Farben zur Auswahl:
- Capri (grau/grün) mit rot-goldenen Zierlinien
- Azur (blau/grau) wurde nur bei der Bergmeister verwendet
- Schwarz mit aufgeschraubten Alu-Leisten
Das Bild zeigt die Victoria-Bergmeister in Capri, die meistens verwendete Farbkombination mit den hochwertigen Zierlinien:
Der V 35 Motor im Schnitt:
Die Kurbelwelle:
Steuerung der Ventile als Explosionszeichnung:
Einzelteile eines Bergmeister-Zylinder-Kopf:
Das Vierganggetriebe mit Kettenschaltung:
Von der Hauptwelle auf die Nebenwelle übertragen vier unterschiedlich lange Duplexketten die Gangwahl. Die Kettenlaschen hatten Unterschiede und verschiedene Farbmarkierungen um eine Unterscheidung zu gewährlesten.
Der Hauptrahmen der Bergmeister:
Schwarz/weiß – Bilder Verlag Kleine/Vennekate/Reinwald.
Prospekte, Anleitungen und Sonstiges:
Die technischen Daten:
Testbericht Motor-Rundschau 1955:
Man sehe und staune – es gab auch schon die hochgezogene Lenkerführung als Modell für den Export (Tank komplett lackiert):
Bilder:
Im nächsten Beitrag finden Sie die komplette Ersatzteilliste der Victoria V 35 „Bergmeister“.
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