Liebe Freunde von der Marke Victoria – heute möchte ich in diesem Bericht in die Entstehungsgeschichte der Firma „VICTORIA“ im 18. Jahrhundert eingehen.
Die Herren Max Frankenburger und Max Ottenstein gründeten in Nürnberg im Stadtteil Gleishammer Jahr 1886 eine Velociped- Produktion. Nach erfolgreicher Studie in England über die dort gefertigten Hochräder, zum Beispiel das von Starley seit 1870 gefertigte Hochrad „Ariel“, nahmen sie ein Muster mit nach Nürnberg. Aus dieser Verbindung entstand höchstwahrscheinlich auch der spätere Firmenname „Victoria“, da der Konstrukteur Starley Vierräder – auch das sogenannte „Royal Salvo“ herstellte. Die Queen „Victoria“ von England besaß zwei Stück dieser außergewöhnlichen Fahrzeuge. In diesem Fall war ein großer Sicherheits-Standard vorhanden. Als die Herren Frankenburger & Ottenstein wieder zurück in Nürnberg waren, begann die Fertigung von Hochrädern noch im Jahr 1886. Am Anfang arbeiteten ca. zwanzig Menschen in den beengten Werkstätten. Aber die ersten Hochräder mit der Bezeichnung „Pfeil“ ließen sich sehen und waren durch den hohen Qualitätsanspruch sehr begehrt.
Originales Archivbild des Hochrades „Pfeil“…
Originales Hochrad „Pfeil“ aus dem Gründungsjahr 1886 mit der Nr. 79:
Die Rahmen-Kennzeichnung mit F & O – Nürnberg:
An fast allen Teilen wurde Die Radnummer – 79 – eingeschlagen:
Pedale mit Firmenbezeichnung „F & O“ und „N“ für Nürnberg:
Auf dem Hauptrohr befindet sich das originale Typenschild:
Gert Reiher auf dem Hochrad „Pfeil“ Nr. 79 von 1886:
Beim Hochrad-Fahren wurde kein Zylinder getragen…
Historisches Foto in Treuen, meiner Heimatstadt:
Natürlich in traditioneller Kleidung…
Die Buchstaben F & O, sowie N für Nürnberg ist immer markant…
Neben den Hochrädern gab es auch eine Montage-Abteilung für die begehrten Dreiräder. Es folgen zwei Bilder aus dieser Produktion ca. 1888:
Das 1000. Rad, war ein Dreirad, dass 1888 bei F & O hergestellt wurde…
Die beengten Produktionsbedingungen zwangen dazu einen neuen Standort für das Werk zu finden. Im Jahr 1890 fand der Umzug ins neue Werk in die Ludwig-Feuerbach-Straße statt:
Ab dem Jahr 1892 hat den Namen „Frankenburger & Ottenstein“ noch verwendet, das belegt der originale Verkaufskatalog aus dem Jahr:
Es begann aber die Vorbereitung aus der O.H.G. eine AG zu gründen, um den höheren Ansprüchen und deren Finanzierung sicher zu stellen. Die neue AG bekam die Namensbezeichnung „VICTORIA“, von ihren Gründern den Herren Max Frankenburger und Max Ottenstein. Nun war der Kreis geschlossen – von der Idee in England – Königin „Victoria“ mit ihrem Vierrad „Royal Salvo“ / Marlboro-Sandringham-Tandem über die Hochräder bis zum Fahrrad.
Die Fahrrad-Produktion begann um 1890 und wurde konsequent von den Firmeneignern voran gebracht. Im weiteren möchte ich mich mit einem wohl der ersten, der Fahrräder, beschäftigen und die damit bekannte Geschichte erklären…
Victoria hat ab Beginn der 90er Jahre im 18. Jahrhundert seine Räder bereits über Länder wie Schweden, Dänemark und weitere übergreifend geliefert. Ein großer sogenannter Zwischenhändler war die Firma „Sackmann“ in Stockholm in Schweden:
Die Werks-Ansicht der Firma „Sackmann“ in Stockholm…
Mit viel Glück und natürlich dem Fachwissen meinerseits, konnte ich im Jahr 2012 ein originales und fast komplettes Rad erwerben. Das Rad stammte aus Dänemark und wurde vor vielen Jahren von der Firma Sackmann aus Stockholm geliefert…
Der damalige originale Fundzustand – Fahrerzeugnummer: 5657… Typ: AB
Die einzigartige „Selbstwirkende Vorderradbremse“ mit der Patentnummer: „61916“
Ein Bild vom AB 1 aus dem F & O – Katalog 1892…
Das Rad musste natürlich vom Flugrost befreit wurde und damit war ein „Zerlegen“ unausweichlich, um auch die Funktion wieder zu gewährleisten…
Einige Aufnahmen vom zerlegten Rad:
Der Hauptrahmen vom Modell „AB“ – 1892…
Steuerkopfschild: „Sackmann“ mit Typreferenz: „AB“…
Lenker, Safety-Sattel und Sattelstütze…
Der hintere Aufsteiger, zum leichteren Aufsteigen auf das Rad…
Die „Selbstwirkende Bremse, Pat.: 61916″…
„Selbstwirkende Bremse“ in Einzelteilen…
Noch eine Aufnahme von der originalen Glocke (absolut selten), sie wurde als Zubehörteil von der Firma „Singer“ hergestellt:
Im anschließenden Bild ist die Tretkurbel inklusive Halterung zu sehen. Besonders interessant ist der zweite Antrieb:
Das zweite Antriebsritzel gibt Aufschluss, das es sich mal um ein „Doppelsitziges- Rad“, sozusagen ein „Tandem“ gehandelt hat:
Laut Angaben aus dem Hauptkatalog von 1892 konnte man diese Räder als Tandem erhalten, sie dann später zum normalen Fahrrad zurück bauen, was beim vorgestellten Rad, der Fall war…
Bild aus dem Sackmann-Katalog…
Noch einige Aufnahmen vom überholten Rad „AB“ Jahrgang 1892:
Ich möchte es nicht versäumen, das Thema der interessanten Räder und Reifen anzusprechen. Wer die Bilder genau betrachtet hat, dem ist aufgefallen, dass das vordere Rad größer ist (30 Zoll), als das hintere (28 Zoll), dies begründet die Antriebstechnik – ausgelegt für ein „Tandem“. Natürlich ist es ein Novum solche Reifen überhaupt zu bekommen !!! Also blieb mir nach langem Überlegen, nur die Möglichkeit, diese selbst anzufertigen. Gesagt, getan:
Da sind die Reifen – hergestellt in Eigenregie und Entwurf… Bauzeit war auch ca. eine Woche mit den Rückschlägen betrachtet. Das Verfahren der Herstellung bleibt dem Erbauer vorbehalten. Es erfolgte noch eine farbliche Anpassung um näher an den Originalzustand des Rades heran zu kommen…
Noch ein Archivbild, hier noch mit den Reifen – ohne farbliche Anpassung:
Zum Abschluss der Abhandlung – Räder um 1892 – eine originale Aufnahme aus dieser Zeit mit einem Rad, wie es ähnlich gefertigt wurde:
Nachdem die Zeit der voluminösen Sicherheits-Räder in den 1890er Jahren, zu Ende ging, setzten sich mehr die Fahrräder, wie wir sie auch heute kennen durch. Gleichwohl waren aber noch die hohen Steuerköpfe und die Stabilität der Räder an der Tagesordnung.
Hier der Größenvergleich mit Gert Reiher (Körpergröße – 1,63 m), wie man die Höhe der Räder unschwer erkennen kann…
Das Rad vom Jahr 1899 mit der Fahrgestellnummer „52850“ in der von Victoria, immer der Herstellung geschuldet – die fortlaufende Nummerierung. Bis zum Ende im Jahr 1958 wurden somit ca. 2 Millionen Räder hergestellt. Anschließend die Zahlen von 1886 – 1958:
Zum Abschluss noch ein Rad von der Jahrhundert-Wende, also genau von 1900 mit der fortlaufenden Nummer: „56991“:
Damalige Leihgabe von mir an die Firma „Hartje in Hoya“, welche die Namensrechte von Victoria besitzt und heute noch Räder, bzw. E-Bikes herstellt und vertreibt…
Bemerkenswert ist die damalige Ausführung des Steuerkopf-Emblems, welches bei Victoria in den weiteren Epochen sich mehrmals änderte. Dazu aber in folgenden Berichten mehr…
Steuerkopfschild um 1900, wurde schon Jahre vorher verwendet und verblieb ca. bis zum Jahr 1905/06…
Noch zwei schöne originale Aufnahmen von den verschiedenen Zeitzeugen der Rad-Geschichte in den 1890er Jahren bis zur Jahrhundertwende:
Liebe Freunde der Geschichte der alten Räder, hauptsächlich im Bereich „Victoria“, hoffe ich doch zusammenfassend einige interessante Informationen über die Entstehungsgeschichte von „Victoria“ referiert zu haben…
In weiteren Beiträgen werde ich die weitere interessante Geschichte der Entwicklung von Victoria-Rädern beleuchten und ich hoffe, in Euch, viele Freunde dieser Informationen zu finden…
Euer Gert Reiher…