Victoria – Fahrrad – schon wieder 10 Jahre im 19. Jahrhundert, man stellt den Katalog 1910 vor…

Das Titelblatt eines sehr interessanten Kataloges (aufgefunden: 2015),  in dem auch erstmals die Betriebsräume der Firma Victoria dargestellt wurden. Diese sind auf den folgenden Bildern zu sehen:

Das Maschinenhaus mit den hohen Fenstern und dem mächtigen Rad Compound–Dampfmaschine.
Die Stanzerei mit Stanzmaschinen von 1000 – 100000 kg.

Ein ganzes Heer von Fräsmaschinen, welche bereits automatisiert arbeiten, verrichten hier ächzend und stöhnend ihren Dienst. Die einen fräsen Kurbeln, die anderen Kugelköpfe, die dritten Verbindungsstücke usw. Neben den Fräsmaschinen stehen hier Automaten. Hier werden gezogene Stahlstangen der verschiedensten Stärken, bis zu 60 mm Durchmesser und 6m Länge automatisch zu Naben, Schalen, Konen, Pedalglocken, Schlüsselmuttern, Bremsführungen, Pedalachsen usw. verarbeitet. Ein Arbeiter bediente 4 – 6 Maschinen.

Von der Dampfmaschine wird vermittelst über viele starke Seile eine im Nebenraum befindliche Königswelle angetrieben. Die wiederum eine Menge an Zwischentransmissionen bedient und über 300 Arbeitsmaschinen in Bewegung hält. Die Königswelle setzt den großen Lichtdynamo für die Lichterzeugung, sowie weitere Hilfsmaschinen und Elektromotore in Bewegung.

Die Dreherei wurde auch über die Transmission mit ihren surrenden Riemen angetrieben.

Eine eigene Abteilung, deckt den Bedarf des Werkes an Werkzeugen aller Art, wie Fräser Rundmesser, Spezialbohrer, Schnitte usw. Es klingt fast unglaublich, dass so ein Werk für ca. 30000 Mark im Jahr Werkzeuge verbraucht. Ein ganz besonderes Augenmerk wird auf den Original-Leeren, Schablonen und Vorrichtungen aller Art zugewendet, welche eine lange  unübersehbare Reihe von Wandschränken füllen. Mit Hilfe dieser kostbaren Einrichtungen wird es erst möglich, Genauigkeiten bis 1/1000 mm zu erzielen, wie es die moderne, nach dem austauschbaren System arbeitende Technik erfordert.

In der Vernicklung stehen in langen Reihen die Nickelbäder mit je 1000-1500 Liter Inhalt. Nach einer äußert sorgfältigen Entfettung der Oberfläche verbleiben die zu vernickelnden Teile je nach Verwendungszweck 3 Stunden in den Bädern, wo sie jene blendend weiße  Oberfläche erhalten, welche an den Victoria Rädern so geschätzt wird. Einen Begriff von der Größe der Anlageerhält man durcheinen Blick auf den Strommesser, welcher 700 Ampere anzeigt.

Hier ein Blick in die Radspannerei der Victoria-Werke.

Einer außergewöhnlich sorgfältigen Prüfung wird jedes einzelne Vorder- und Hinterrad unterzogen, indem es abwechselnd auf beiden Seiten mit 9 (neun) Zentnern belastet wird. Naben und Lager müssen Laufproben bis zu 10000 km machen, bei 100kg Belastung und 50 Stundenkilometer.

Montage der Victoria Räder in einer gut lichtdurchfluteten Halle.

Sehr großer Wert wurde bei Victoria auf die Emailierung, heute sagt man Lackierung, gelegt. Sehr bedeutsam für die Qualität ist die Fernhaltung von Staub und Schmutz. Um dies alles zu erreichen, wird die Luft in einen Waschturm mit Wasser gereinigt und erst dann in die Räume gepresst. Selbst Wände und Decken wurden  mit Wasser abgespritzt und hierdurch jeder Staub fern gehalten. Durch diese sinnreichen Einrichtungen wurde eine tiefschwarze Emaille von ganz außerordentlichen Glanz und größter Haltbarkeit erzielt.

Zum Schluss noch einen Blick in die Magazine, Montage und Lagerräume. Es sind zum Teil riesige Räume, in welchen die fertigen Teile aufgestapelt wurden.

Originaltext aus dem Katalog 1910 :

Nach Weihnachten beginnt hier ein Leben wie in einem Bienenhaus, ein Hasten und Drängen, dass es fast scheint, es gäbe nichts wichtigeres, als die Welt mit Rädern zu versorgen. Kommt man dagegen im Sommer in dieselben Räume, so sind sie wieder völlig leer. In alle Winde sind die vielen Tausende von Fahrrädern hinausgeflogen, nach dem heißen Süden, nach den kalten Norden, nach Oste und Westen, denn in allen Ländern – überall wo die Kultur zum Fahren geeignete Wege geschaffen hat, fährt man mit Vorliebe „Victoria Räder“.


 

 

2 Gedanken zu „Victoria – Fahrrad – schon wieder 10 Jahre im 19. Jahrhundert, man stellt den Katalog 1910 vor…“

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